Siamang (Hylobates syndactylus)

[93] Der Siamang (Hylobates syndactylus, Pithecus syndactylus, Siamanga syndactyla), wegen der am Grunde verwachsenen Zeige- und Mittelzehe auch wohl als Vertreter einer besonderen Untersippe (Siamanga) betrachtet, ist der größte aller Langarmaffen, und auch dadurch ausgezeichnet, daß seine Arme verhältnismäßig weniger lang als die der anderen Arten erscheinen. »Seine Gestalt nackt gedacht«, sagt Duvaucel, »würde eine häßliche sein, besonders deshalb, weil die niedrige Stirn bis auf die Augenbrauenbogen verkümmert ist, die Augen tief in ihren Höhlen liegen, die Nase breit und platt erscheint, die seitlichen Nasenlöcher aber sehr groß sind und das Maul sich fast bis auf den Grund der Kinnladen öffnet. Gedenkt man sonst noch des großen [93] nackten Kehlsackes, welcher schmierig und schlaff wie ein Kropf am Vorderhalse herabhängt und beim Schreien sich ausdehnt, der gekrümmten, einwärts gekehrten Gliedmaßen, welche stets gebogen getragen werden, der unter vorstehenden Höckern eingesenkten Wangen und des verkümmerten Kinnes, so wird man sich sagen müssen, daß unser Affe nicht zu den schönsten seiner Ordnung gehört.


Lar (Hylobates Lar) und Hulock (Hylobates Hulock), nach Hanhart. 1/8 natürl. Größe.
Lar (Hylobates Lar) und Hulock (Hylobates Hulock), nach Hanhart. 1/8 natürl. Größe.

Ein dichter, aus langen, weichen und glänzenden Haaren gebildeter Pelz von tiefschwarzer Farbe deckt den Leib; nur die Augenbrauen sind rothbraun. Auf dem Hodensacke stehen lange Haare, welche, nach unten gekehrt, einen nicht selten bis zu den Knieen herabreichenden Pinsel bilden. Die Haare richten sich am Vorderarme rückwärts, am Oberarme vorwärts, so daß am Elnbogen ein Busch entsteht.« Nach Versicherung von Raffles kommen auch Weißlinge vor. Ausgewachsene Männchen erreichen 1 Meter an Höhe, klaftern aber beinahe das Doppelte.

Der Siamang ist in den Waldungen von Sumatra gemein und wurde von tüchtigen Forschern in der Freiheit wie in Gefangenschaft beobachtet.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. XCIII93-XCIV94.
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