Ohiothier (Mastodon giganteus)

[467] Ungefähr um die gleiche Zeit, in welcher das Mammont auf der Erde lebte, fanden sich auch die Mastodonten oder Zitzenthiere (Mastodon), von denen bereits zehn bis zwölf Arten in Europa, Nord-und Südamerika sowie in Indien ausgegraben wurden. Zumal in Amerika hat man viele Ueberbleibsel dieser Thiere entdeckt, und eine Art, das Ohiothier (Mastodon giganteus), ziemlich vollständig kennen gelernt. Barton erzählt, daß 1761 von Indianern fünf Mammuthsgerippe aufgefunden wurden, an deren Köpfen, nach dem Berichte der Entdecker, »lange Nasen mit einem Maule unter denselben sich befanden«, und Kalm gedenkt eines anderen Gerippes, an welchem man ebenfalls den Rüssel noch unterscheiden konnte. Alle Arten dieser Familie ähnelten unserem Elefanten. Die einen waren kleiner, die anderen größer. Unter den Indianern gehen Sagen über diese Riesen, welche sie »Väter der Ochsen« nennen, von Mund zu Munde. Sie glauben, daß jene zugleich mit Menschen von entsprechender Größe lebten, und daß beide durch Donnerkeile des großen Geistes zerstört wurden. Die längst ausgerotteten Ureinwohner Virginiens erzählten, »daß 'der große Mann' mit seinen Blitzen einst die ganze Herde jener furchtbaren Thiere erschlug, weil sie Hirsche, Bisonten und anderes für die Menschen bestimmte Vieh vernichtet, der eine Bulle aber mehrere Donnerkeile mit seinem Kopfe auffing und [467] abschüttelte, bis er zuletzt in die Seite verwundet wurde und in den großen See floh, wo er in Ewigkeit leben wird«. In der Neuzeit hat man in sehr verschiedenen Gegenden Amerikas ähnliche Knochen entdeckt, und somit über die vorzeitliche Verbreitung unserer Ordnung Gewißheit erhalten.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Dritter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Zweiter Band: Raubthiere, Kerfjäger, Nager, Zahnarme, Beutel- und Gabelthiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 467-468.
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