Elefantenspitzmaus (Macroselides typicus)

[225] Die Elefantenspitzmaus oder der gemeine Rohrrüßler (Macroselides typicus, Rhinomys jaculus), Vertreter der artenreichsten, durch volles Gebiß und fünfzehige Füße sich kennzeichnenden gleichnamigen Sippe, ist 25 Centim. lang, wovon auf den Schwanz 11,5 Centim., auf den Rüssel fast 2 Centim. kommen, oberseits bald heller, bald dunkler, bald röthlichbraun oder mäusegrau, unterseits und an den Pfoten dagegen mehr oder weniger rein weiß gefärbt; über den rostbraunen, an der Spitze röthlichschwarzen Rüssel, und zwar von dessen Wurzel bis zur Stirne, verläuft ein röthlichbrauner Strich; die Ohren sind innen weiß.


Elefantenspitzmaus (Macroselides typicus). 1/2 natürl. Größe.
Elefantenspitzmaus (Macroselides typicus). 1/2 natürl. Größe.

Unsere Elefantenspitzmaus ähnelt in ihrer Lebensweise vollständig den übrigen Rohrrüßlern, welche ausnahmslos in Afrika, zumal in Südafrika, zu Hause sind und die sonnendurchglühten, kahlen Gelände beleben. Die Thiere bewohnen hier mit Vorliebe die steinigen Berge und finden in tiefen und schwer zugänglichen Löchern unter Steinen, in Felsenritzen und in Höhlen anderer Thiere Zuflucht bei jeder Gefahr, welche sie in der geringfügigsten Erscheinung zu erblicken vermeinen. Es sind echte Tag-, ja wahre Sonnenthiere, welche sich gerade während der glühendsten Mittagshitze am wohlsten befinden und dann auch am eifrigsten ihrer Jagd nachgehen. Die Nahrung besteht hauptsächlich aus Kerfen, welche sie geschickt zu fangen oder aus Ritzen und Spalten hervorzuziehen wissen. Wenn man sich gut versteckt, kann man ihr lebendiges Treiben beobachten; die geringste Bewegung aber scheucht sie augenblicklich in ihre Schlupfwinkel zurück, und dann vergeht [225] eine ziemliche Zeit, bevor sie sich von neuem zeigen. Endlich kommt eins um das andere wieder hervor und hüpft nun in der auf unserer Abbildung ebenfalls wiedergegebenen Stellung außerordentlich hurtig und rasch umher, äugt und lauscht nach allen Seiten hin, hascht im Sprunge nach vorüberfliegenden Kerbthieren oder sucht und schnüffelt zwischen den Steinen umher, jeden Winkel, jede Ritze, jede Spalte mit der seinen Rüsselnase untersuchend. Oft setzt sich eins auf einen von der Sonne durchglüthen Stein und gibt sich hier mit größtem Wohlbehagen der Wärme hin, nicht selten auch spielen zwei, vielleicht die Gatten eines gerade zusammenlebenden Paares, lustig miteinander. Ueber die Fortpflanzung weiß man bis jetzt noch nichts, und auch an Gefangenen scheinen noch keine Beobachtungen gemacht worden zu sein.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Zweiter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Dritter Band: Hufthiere, Seesäugethiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 225-226.
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