Angorakatze (Felis maniculata domestica angorensis)

[479] Als Rasse im eigentlichen Sinne des Wortes faßt man allgemein die Angorakatze (Felis maniculata domestica angorensis) auf, eine der schönsten Katzen, welche es gibt, ausgezeichnet durch Größe und langes seidenweiches Haar, von rein weißer, gelblicher, graulicher oder auch gemischter Färbung, mit fleischfarbenen Lippen und Sohlen.

Es wurde bereits erwähnt, daß Pallas geneigt zu sein scheint, den Manúl als Stammvater der Angorakatze anzusehen, obgleich letztere in ihrer Gestalt wesentlich sich unterscheidet. Fitzinger, [479] welcher Pallas beitreten möchte, erklärt sie als Erzeugnis einer Kreuzung zwischen Manúl und Hauskatze, ohne jedoch dafür irgend welche Unterstützung beibringen zu können. Mir erscheint es am wahrscheinlichsten, daß sie nichts anderes ist als eine aus Gebirgsgegenden herrührende Zuchtrasse, welche sich, infolge klimatischer Einwirkung, nach und nach herausbildete und ihre Merkmale vererbte. Radde sah im Süden Sibiriens immer nur schön graue oder blaugraue Angorakatzen. Die ersten traf er bereits in dem Städtchen Tjumen, wenig östlich vom Ostabhange des Ural, andere kamen ihm in den russischen Ansiedelungen zu Gesicht; doch waren die Thiere auch hier seltener als die gewöhnlichen Hauskatzen. Ob jene wirklich aus Angora stammen, wie man annimmt, lasse ich dahin gestellt sein; meines Wissens fehlt über das eigentliche Vaterland noch jede Kunde.

Im Vergleiche zur Hauskatze gilt die Angorakatze als faul und träge, aber auch als besonders klug und anhänglich: inwiefern letzteres begründet ist, weiß ich nicht.


Angorakatze (Felis maniculata domestica angorensis). 1/7 natrül. Größe.
Angorakatze (Felis maniculata domestica angorensis). 1/7 natrül. Größe.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Neunter Band, Vierte Abtheilung: Wirbellose Thiere, Erster Band: Die Insekten, Tausendfüßler und Spinnen. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1884., S. CDLXXIX479-CDLXXX480.
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