Zorilla (Rhabdogale mustelina)

[137] Die einzige sicher bestimmte Art der Sippe ist die Zorilla, der »Maushund« der Ansiedler des Vorgebirges der guten Hoffnung (Rhabdogale mustelina, Viverra, Mustela und Putorius Zorilla, Viverra und Zorilla striata, Zorilla capensis und leucomelas, Ictonyx capensis usw.), ein Thier von 35 Centim. Leibes- und 25 Centim. Schwanzlänge. Der Leib ist lang, jedoch nicht sehr schlank, der Kopf breit, die Schnauze rüsselförmig verlängert; die Ohren sind kurz zugerundet, die Augen mittelgroß, mit längs gespaltenem Stern; die Beine sind kurz und die Vorderfüße mit starken, ziemlich langen, aber stumpfen Krallen bewehrt; der Schwanz ist ziemlich lang und buschig, der ganze Pelz dicht und lang. Seine Grundfärbung, ein glänzendes Schwarz, wird gezeichnet durch mehrere weiße Flecken und Streifen, welche mehr oder weniger abändern. Zwischen den Augen befindet sich ein schmaler, weißer Flecken, ein anderer zieht sich von den Augen nach den Ohren hin; beide fließen zuweilen zusammen und bilden auf der Stirne ein einziges weißes Band, welches nach der Schnauze zu in eine Schneppe ausläuft. Auch die Lippen sind häufig weißgesäumt. Der obere Theil des Körpers ist sehr verschieden, immer aber nach einem gewissen Plane gezeichnet. Bei den einen zieht sich über das Hinterhaupt eine breite, weiße Querbinde,[137] aus welcher vier Längsbinden entspringen, die über den Rücken verlaufen, sich in der Mitte des Leibes verbreitern und durch drei schwarze Zwischenstreifen getrennt werden; die beiden äußeren Seitenbinden vereinigen sich auf der Schwanzwurzel und setzen sich dann auf dem Schwanze jederseits als weißer Streifen fort. Bei anderen ist der ganze Hinterkopf und Nacken, ja selbst ein Theil des oberen Rückens weiß, und dann entspringen erst am Widerrist die drei dunklen Binden, welche sich nun seitlich am Schwanze noch fortsetzen. Letzterer ist bald gefleckt und bald längsgestreift.

Der Bandiltis verbreitet sich über ganz Afrika, geht auch noch über die Landenge von Suez weg, findet sich in Kleinasien, soll sogar in der Nähe von Konstantinopel, selbstverständlich nur auf der asiatischen Seite, vorkommen. Felsige Gegenden bilden seinen Lieblingsaufenthalt. Hier lebt er entweder im Geklüfte oder in selbstgegrabenen Löchern unter Bäumen und Gebüschen. Seine Lebensweise ist eine rein nächtliche, und daher kommt es, daß er im ganzen doch nur selten gesehen wird. Ich z.B. habe während meines Aufenthaltes in Afrika viel von dem »Vater des Gestankes« reden hören, denselben aber niemals zu Gesicht bekommen. Die Berichte, welche ich erhielt, stimmen im wesentlichen vollkommen mit der Beschreibung überein, welche Kolbe gegeben hat. Dieser ist der erste, welcher unser Thier erwähnt. Es heißt bei den holländischen Ansiedlern am Kap der guten Hoffnung »Stinkbinksem« oder »Maushund« und macht beiden Bezeichnungen durch die That volle Ehre. Seine Nahrung besteht in kleinen Säugethieren, namentlich in Mäusen, kleinen Vögeln und deren Eiern, in Lurchen und Kerbthieren. Dem Hausgeflügel wird er nicht selten gefährlich, weil er nach Marderart in die Bauernhöfe einschleicht und wie ein Iltis mordet.

In seinen Bewegungen ähnelt er den Mardern nicht; denn er ist weniger behend und kann eher träge genannt werden. Das Klettern versteht er nicht, und auch vor dem Wasser hat er große Scheu, obwohl er, wenn es sein muß, recht fertig schwimmt. Seiner abscheulichen Waffen bedient er sich ganz in derselben Weise wie das Stinkthier. »Befindet er sich auf einem Felde oder einer Wiese«, sagt Kolbe, »und bemerkt er, daß sich ihm ein Hund oder ein wildes Thier nähert, welches ihn umbringen will, so spritzt er sei nen Feinden einen so pestartigen Gestank entgegen, daß sie genug zu thun haben, die Nase an der Erde und den Bäumen abzureiben, um den Gestank nur einigermaßen wieder loszuwerden. Nähert sich ihm der Feind wieder oder kommt wohl noch ein zweiter hinzu, so schießt er zum zweiten Male auf die Gegner und gibt wieder einen Gestank von sich, welcher durchaus nicht besser ist als der erste. Auf diese Weise vertheidigt er sich sehr tapfer gegen seine Widersacher. Nimmt ein Jäger einen erschossenen Bandiltis in die Hand, so hängt sich ein solcher Gestank an dieselbe, daß er ihn nicht los wird, selbst wenn er sich mit Seife wäscht. Daher läßt man ihn liegen, wenn man ihn geschossen hat. Denn wer nur einmal etwas von diesem Gestanke bekommen hat, wird ihm gewiß ein ander Mal von selbst aus dem Wege gehen und ihn ungehindert sein Wesen treiben lassen.«

Wie bei den Stinkthieren, sind auch bei der Zorilla hauptsächlich die Männchen die Stänker, und zwar ganz besonders in der Paarungszeit, wahrscheinlich weil dann ihr ganzes Wesen außerordentlich erregt ist. Möglich ist es auch, daß das Weibchen die Düfte, welche uns entsetzlich vorkommen, ganz angenehm findet.

Ueber die Fortpflanzung unserer Thiere weiß man nichts sicheres. Dagegen ist es bekannt, daß die Zorilla am Vorgebirge der guten Hoffnung von einigen holländischen Ansiedlern in ihren Häusern gehalten wird, um Ratten und Mäuse zu vertilgen. Man sagt, daß sie niemals einen höheren Grad von Zähmung erreiche, sondern immer stumpfsinnig und gleichgültig gegen Liebkosungen und gute Behandlung bleibe. Die vielen Namen, welche der Bandiltis außer dem genannten trägt, bezeichnen ihn in allen Sprachen als einen Stänker.

[138] Unserem Grimmbart zu Ehren nennen wir die letzte Abtheilung oder Unterfamilie der Marder Dachse (Melina) und vereinigen in ihr die plumpesten, gedrungensten Gestalten der ganzen Familie, wenn man will, die Uebergangsglieder zwischen Mardern und Bären. Sie kennzeichnender kleine, hinten breite, an der Schnauze meist rüsselförmig zugespitzte Kopf, kleine und tiefliegende Augen und mehr oder minder kurze, längliche Ohren, der dicke Hals, die kurzen, fünfzehigen, nacktsohligen, mit ziemlich langen Scharrkrallen bewehrten Füße, der etwa kopflange oder kürzere Schwanz sowie endlich ein aus kurzen, straffen Haaren bestehendes Fell, in welchem oben Grau, unten Schwarz als Hauptfärbung vorzuherrschen pflegen. Das Gebiß besteht aus 32 bis 38 Zähnen, und zwar regelmäßig sechs Schneidezähnen und einem Eckzahne oben und unten, drei Lückzähnen oben, vier unten, von denen jedoch einer in jedem Kiefer und oben selbst zwei ausfallen können, und zwei Backenzähnen in jedem Kiefer. Schädel und übriges Gerippe sind entsprechend der äußeren Leibesgestalt verhältnismäßig kräftig. Eine Drüsentasche neben dem After, welche bei einzelnen Arten ebenfalls Pestgerüche absondert, fehlt auch den Dachsen nicht.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Zweiter Band, Erste Abtheilung: Säugethiere, Dritter Band: Hufthiere, Seesäugethiere. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1883., S. 137-139.
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