Höhlensittich (Pezoporus occidentalis)

[153] Goulds Angaben sind neuerlich durch Beobachtungen Müllers, derzeitigen Vorstehers des Pflanzengartens in Melbourne, wesentlich erweitert worden. Gedachte Beobachtungen betreffen allerdings die zweite Art der Sippe, den Höhlensittich (Pezoporus occidentalis); es erscheint mir jedoch sehr wahrscheinlich, daß sie auch auf den Erdsittich Gültigkeit haben. Jener ist ein Nachtvogel, welcher sich übertages in Höhlen aufhält und diese erst nach Sonnenuntergang verläßt, um seiner Nahrung nachzugehen. Ein gefangener, welcher lebend dem Thiergarten in Regents-Park zukam, hielt sich bei Tage still und ruhig auf der erwählten Schlafstelle, wurde mit Einbruch der Dämmerung lebendig und begann erst dann zu fressen. Zu seiner Nahrung wählte er nicht bloß Körner, sondern nagte, wie der Kakapo, gern Grasspitzen ab, weshalb man ihm, sobald man dies in Erfahrung gebracht hatte, frisch ausgestochene Rasenstücke zur Verfügung stellte. Niemals setzte er sich auf einen Ast, sondern immer verweilte er auf dem Boden, den er mit eiligen Schritten durchmaß. Seine Stimme war ein scharfes eintöniges Pfeifen; andere Laute vernahm man nicht.

Das Fleisch des Erdsittichs gilt im Gegensatze zu der allgemeinen Regel als vortrefflich, soll zarter als Schnepfenfleisch sein, im Geschmacke dem Wildprete der Wachtel ähneln, aber noch einen besonderen Beigeschmack haben, welcher es dem Jäger ziemlich gleichgültig erscheinen läßt, ob er von seinen Jagden einen dieser Papageien oder eine Schnepfe mit nach Hause bringt.


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Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Vierter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Erster Band: Papageien, Leichtschnäbler, Schwirrvögel, Spechte und Raubvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 153.
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