9. Sippe: Ararakakadu (Microglossus)

[99] Auf Neuguinea und den benachbarten Inseln, namentlich auf Salawati, Misul, Waigiu und den Aruinseln, auch Australiens Nordspitze, lebt ein Papagei, welchen man ebenfalls zu den Kakadus rechnet: der Ararakakadu (Microglossus aterrimus, alecto, griseus und Goliath, Psittacus aterrimus, gigas und Goliath, Cacatua aterrima, intermedia und alecto, Microglossum aterrimum und alecto, Solenoglossus ceylonicus). Der Vogel zählt zu den größten aller Papageien, und sein Schnabel ist der gewaltigste, welcher einen von ihnen bewehrt. Dieser riesige Schnabel ist länger als der Kopf, viel länger als hoch, stark seitlich zusammengedrückt, der Oberschnabel im Halbkreise herabgebogen und in eine lange, dünne, nach innen gekrümmte Spitze ausgezogen, vor derselben mit einem rechtwinkeligen Vorsprunge versehen, an welchen die Spitze des von jenem nicht umschlossenen, durch seine breiten Laden und die rechtwinkelig von diesen abgesetzte Dille ausgezeichneten Unterschnabels stößt. Der an und für sich kräftige, verhältnismäßig aber dennoch schwache Fuß hat kurzen, bis über die Fußbeuge nackten Lauf und mittelmäßig lange Zehen. In dem ziemlich langen Fittige ist die Flügelspitze sehr kurz und unter den Schwingen die vierte die längste. Der lange und breite, seitlich etwas verkürzte Schwanz besteht aus sehr breiten, am Ende abgerundeten, das ziemlich weiche Gefieder, mit Ausnahme der zugespitzten, die Haube bildenden, aus ähnlich gestalteten Federn; die hohe Haube ist nach oben und hinten gebogen. Die Familienangehörigkeit des Vogels begründet sich hauptsächlich auf den kurzen, viereckigen Schwanz und die Federholle auf dem Kopfe, welche übrigens ganz anders gebildet ist als bei den wahren Kakadus. Durch die nackte Wange und den ungeheuren Schnabel erinnert derselbe aber auch wieder an die [99] Araras. Ihm eigenthümlich ist die ziemlich lange, fleischige, walzige, oben ausgehöhlte und an der vorderen Spitze abgeflachte, tiefrothe, am Ende hornige und wie mit einem schwarzen Panzer gedeckte Zunge, welche ziemlich weit aus dem Schnabel vorgeschoben und wie ein Löffel gebraucht werden kann, indem der Vogel mit ihr die von dem Schnabel zerkleinerten Nahrungsmittel aufnimmt und der Speiseröhre zuführt. Die Zungenränder sind sehr beweglich und können vorn von rechts und links her gegen einander gewölbt werden, so daß sie den ergriffenen Speisebissen wie in einer Röhre einschließen, in welcher er leicht zum Schlunde hinabgleitet.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Vierter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Erster Band: Papageien, Leichtschnäbler, Schwirrvögel, Spechte und Raubvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 99-100.
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