Zwergspecht (Picumnus minutus)

[509] Der Zwergspecht (Picumnus minutus, cirratus, minutissimus und cayanensis, Picus minutus und minutissimus, Pipra minuta, Yunx minutissima) ist auf dem Oberkopfe [509] schwarz, fein weiß punktirt, auf der übrigen Oberseite graubraun, auf der Unterseite weiß und schwarz in die Quere gebändert, auf Stirn und Vorderscheitel beim Männchen roth, beim Weibchen weiß geperlt wie der übrige Scheitel; die schwarzbraunen Schwingen sind gelblich, die Deckfedern licht gesäumt, die Steuerfedern schwarz, die seitlichen mit breitem, weißem Streifen an der Außenfahne, die beiden mittelsten mit solchem an der Innenfahne. Das Auge ist graubraun, der Schnabel an der Wurzel bleifarben, auf der Firste und an der Spitze schwärzlich, der Fuß bleigrau. Die Länge beträgt 9, die Breite 15, die Fittiglänge 4,8, die Schwanzlänge 2,5 Centimeter.

Der Zwergspecht kommt in allen Küstenwaldungen von Guayana bis Paraguay nicht selten vor, erscheint aber auch oft in der Nähe der Wohnungen. Im Sommer lebt er paarweise, in der kalten Zeit in kleinen Gesellschaften, welche ziemlich weit umherstreifen. Er hat, wie der Prinz sagt, vollkommen die Lebensart anderer Spechte und kriecht an den Stämmen umher, um Kerbthiere und ihre Larven zu suchen. Burmeister dagegen versichert, daß seine Lebensweise ganz die der Goldhähnchen sei. Beide Beobachter bestätigen somit die Angaben Azara's, daß der Vogel an den Baumstämmen klettere und zuweilen von einem Zweige zum anderen hüpfe. Schomburgk fand ihn regelmäßig unter den Herden verschiedener Vögel, welche zeitweilig im Walde umherstreichen, traf ihn aber auch in Gärten und Pflanzungen nicht selten an. In einem Garten sah er täglich ein Paar in ein Astloch aus- und einschlüpfen, scheint aber das Nest nicht selbst untersucht zu haben. Von einer verwandten Art, welche in Peru lebt, wissen wir durch Tschudi, daß sie vier Junge erzieht. Dies ist alles, was ich meinestheils über die Lebensweise der niedlichen Vögel gefunden habe.

Quelle:
Brehms Thierleben. Allgemeine Kunde des Thierreichs, Vierter Band, Zweite Abtheilung: Vögel, Erster Band: Papageien, Leichtschnäbler, Schwirrvögel, Spechte und Raubvögel. Leipzig: Verlag des Bibliographischen Instituts, 1882., S. 509-510.
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