Nach Berlin 1814

[114] Glücklich und im Triumphgefühl kehrten wir nach Berlin zurück, und ich trat mit neuem Mut und Kraft[114] in meine früheren Verhältnisse: als Lehrer, als Ministerialrat, als Leibarzt und konsultierender Arzt. – Aber mein Herz war traurig. Ich hatte nun 7 Jahre als Witwer gelebt – glücklich hauptsächlich in dem Gefühl, meinen Kindern noch immer die reine Anhänglichkeit an ihre Mutter zu erhalten, die sie nur durch Krankheit von mir und sich getrennt glaubten, ohne dieses heilige Gefühl durch eine zweite Mutter zu stören. Ja, ich fühlte mich stark genug, allen Ansprüchen meines Herzens ferner zu entsagen und diese Witwerschaft noch fortzusetzen. Aber jene Trennung konnte ihnen in die Länge nicht verschwiegen bleiben, und überdies sah ich immer mehr ein, und der Aufenthalt in Schlesien hatte mich noch mehr davon überzeugt, daß Minna nicht Autorität genug hatte, die beiden Kinder, besonders Laura, für die Folge zu erziehen, ja, daß selbst ihre zu poetisch-philosophischen Grundsätze: z. B. daß die Kinder nicht unbedingt, sondern nur nach eigener Überzeugung gehorchen müßten u. dgl., der ganzen Erziehung eine nachteilige Richtung geben könnten. Überdies konnte auch sie mir ja leicht bald durch ein Ehebündnis geraubt werden.[115]

Quelle:
Hufeland. Leibarzt und Volkserzieher. Selbstbiographie von Christoph Wilhelm Hufeland. Stuttgart 1937, S. 114-116.
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