Zweite Heirat 1815

[116] Dies legte mir die Pflicht auf, für eine zweite Mutter zu sorgen – und die Folge war die zweite wichtigste Epoche meines häuslichen Lebens: meine zweite Verheiratung.

Die Wahl mußte mit Gott, Überlegung und besonders mit Rücksicht auf Minna und ihre persönliche Zuneigung zu der zu Wählenden, gemacht werden. – Ich fragte sie also: mit welcher Person unserer Bekanntschaft sie am liebsten vereint häuslich zusammenleben möchte, und sie nannte mir Helene Troschel, eine Verwandte und auch mir schon lange werte Freundin! Und so segnete Gott diesen Schritt. – Er schenkte mir in ihr eine fromme, treue, liebende Lebensgefährtin für mein Alter, eine verständige Mutter und Erzieherin meiner Kinder und eine Ordnung und Wirtschaftlichkeit übende Hausfrau, mit der ich nun 16 Jahre in ununterbrochener Liebe und Einigkeit verlebt, die mir die Freuden des Lebens erhöhte und die Leiden treulich tragen half, ja ihr ganzes Dasein mir geweiht hat. – Hat sie nicht alle ihre Lieblingsfreuden: gesellschaftliche, Theater usw. aufgeopfert, um mit mir die Abende in der Stille zuzubringen und sie[116] mir durch Vorlesen und Unterhaltung zu erheitern, so daß wir uns immer auf diese Stunden freuten, und jeden Abend mit Dank gegen Gott zu Bett gingen.

Möge nach meinem Tode das Bewußtsein, mich glücklich gemacht und durch ihre Pflege mein Leben verlängert zu haben und in jener Welt Gott ihr dafür lohnen!

Quelle:
Hufeland. Leibarzt und Volkserzieher. Selbstbiographie von Christoph Wilhelm Hufeland. Stuttgart 1937, S. 116-117.
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