Albert, Eduard

Albert, Eduard
Albert, Eduard

[17] Albert, Eduard, geb. 20. Januar 1841 zu Senftenberg in Böhmen, studierte in Wien, 1867 promoviert, 1867–1873 Operateur und Assistent der dortigen chirurgischen Klinik unter v. Dumreicher, 1872 habilitiert, 1873 ord. Prof. der chirurgischen Klinik in Innsbruck, 1881 in derselben[17] Stellung in Wien, wo er vor einem Auditorium von durchschnittlich 500 Hörern bis jetzt lehrt. Von Rokitansky und Skoda gefördert, und an Stricker sich in Untersuchungen über pathologische Fragen anlehnend, behandelte A. in mehreren Abhandlungen die Frage des Fiebers (gem. mit Stricker), der tierischen Wärme und später der Mechanik der menschlichen Gelenke in den Wiener medizin. Jahrbüchern und den Berichten des naturwiss.-medizin. Vereins in Innsbruck. Nachdem er das Lister'sche Verfahren in München gelernt hatte, wo Lister persönlich Demonstrationen darüber abgehalten, führte er dasselbe 1875 in Innsbruck als ausschliessliche Wundbehandlung ein und schrieb in der Überzeugung, dass die Chirurgie einer totalen Umwälzung unterworfen werden müsse, das 4 bändige »Lehrbuch der Chirurgie«, das erste auf antiseptische Behandlung begründete Lehrbuch überhaupt; es wurde ins Russische und Französische übersetzt und erlebte 4 Auflagen. Im Hinblick auf die durchgreifende Änderung des ganzen Gebietes behandelte es den Stoff in historischkritischer Weise; in der 5. Auflage wurde es auf 2 Bände zusammengezogen. Die »Vorlesungen über chirurgische Diagnostik« erschienen 1899 in 8. Auflage. Nebstdem verfasste A. 2 Hefte »Beiträge zur Geschichte der Chirurgie« (Wien) – »Zur Lehre von der Coxa vara und Coxa valga« (Wien 1899) – »Der Mechanismus der skoliotischen Wirbelsäule« (Wien 1899) – »Die seitlichen[18] Kniegelenksverkrümmungen und die kompensatorischen Fussformen« (Wien 1899) und fasste in 2 Heften »Beiträge zur operativen Chirurgie« (Wien 1878) eine Reihe von früher erschienenen Artikeln zusammen. Daneben sehr zahlreiche Artikel in allen Wiener medizinischen Journalen. Mit Kolisko gab er die »Beiträge zur Kenntnis der Osteomyelitis« (1896) heraus. Im Archiv für Geschichte der Medizin gab er das bis dahin nur in 1 Exemplare (Göttinger Universitätsbibliothek) vorhandene Werk Peter Franco's Petit traité de chirurgie mit einer Biographie Franco's heraus. A. ersann die Methode der künstlichen Ankylosenbildungen an Schlottergelenken (Arthrodese), eine osteoplastische Methode der Resection des Unterkieferwinkels zum Zwecke der Neurectomie des Mandibularis, eine Methode der Insertion der Sehnen in Knochen (Tenopexis), gleichzeitig mit Chrobak eine Methode der subperitonealen Stielversorgung bei der abdominellen Myomoperation am Uterus, führte als der erste eine Nerventransplantation am Menschen aus, gab eine Methode der Jejunostomie an, führte noch vor Volkmann die isolierte Kapselexstirpation bei Gelenkstuberkulose (Arthrectomia synovialis) aus, war der erste, der die totale Exstirpation der Schilddrüse unter Lister's Cautelen auszuführen, auf Grund einer glücklich vollzogenen Operation (vor Billroth) programmatisch empfohlen, führte in Osterreich die erste Gastrotomie und die erste Nephrektomie, sowie auch die ersten Antyllus'schen Aneurysmen-Exstirpationen aus. In mehreren Arbeiten trat er in der Frage des Gehirndrucks, des hohen Steinschnittes und der Behandlung der Gelenkstuberkulose mit Ansichten und Untersuchungen auf, welche die bisherige Lehre und Praxis mit Erfolg bekämpften. A. führte auch die erste kymographische Bestimmung des Blutdruckes am lebenden Menschen aus, machte noch vor Charcot auf die ischiadische Skoliose aufmerksam, führte die Achillodynie als selbständige Krankheitsform ein, lehrte das schmerzhafte Papillom der Regio folliata an der Zunge kennen und entdeckte Details in der Architektur der Knochen und im Baue der Sehnenscheiden. Seine Schüler sind: A. Lorenz (Wien), C. Maydl (Prag),[19] Hochenegg, R. Frank, E. Ullmann, J. Schnitzler, C. Ewald, J. Habart (Wien) u.a.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 17-20.
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