Babes, Victor

Babes, Victor
Babes, Victor

[66] Babes, Victor, in Bukarest, geb. 1854 in Wien, studierte teils in Budapest, teils in Wien, wo er Doktor wurde, war Assistent der pathol. Anat. in Budapest 1874 bis 85, mit Ausnahme des Schuljahres 1883/4, welches er in München, Heidelberg und Paris zubrachte. Im Schuljahre 1885/6 arbeitete er bei Virchow und R. Koch in Berlin und bei Cornil in Paris, wurde 1881 zum Privatdozenten, 1885 zum a. o. Prof. der pathol. Histologie an der Budapester Universität ernannt. 1886 studierte er bei Pasteur dessen Schutzimpfungsmethode gegen Hundswut. Im Jahre 1887 wurde B. durch die gesetzgebenden Körperschaften nach Bukarest als Professor der pathologischen Anatomie und Bakteriologie und als Direktor des Institutes für Pathologie und Bakteriologie berufen. Hier entfaltet er eine ausgebreitete Thätigkeit zu Hebung der sanitären Verhältnisse Rumäniens sowie der Bukarester medizinischen Fakultät. Hier wurden die[66] »Annales de l'Institut de path. et de bact.« bisher 6 Bände, herausgegeben, welche allgemein als wertvolle Beiträge zur Pathologie und Bakteriologie anerkannt wurden.

B. wurde zum Mitglied der Rumänischen Akademie, zum korr. Mitglied der Pariser Acad. de méd., zum Kommandeur rumänischer und fremder Orden, zum Offizier in der Ehrenlegion ernannt.

Von seinen zahlreichen Arbeiten sind hervorzuheben: »Über die selbständige kombinierte Seiten- und Hinterstrangsclerose des Rückenmarks« (Virchow's Archiv, 1876) – »Über einen im menschl. Peritoneum gefundenen Nematoden« (Ib. Bd. LXXXI) – »Eine experimentelle Studie über den Einfluss des Nervensystems auf die pathol. Veränderungen der Haut« (im Verein mit Dr. Irsai, Vierteljahrschr. f. Dermatol., 1882) – »Studien über Safraninfärbung« – »Bakterien des roten Schweisses« (1881). B. studierte das Verhalten der Tuberkelbazillen zum Gewebe; er war einer der ersten, welche im Urin des Lebenden Tuberkelbazillen fanden; er wies nach, dass die Leprabazillen auf dem Wege der inneren Haarwurzelscheide die unversehrte Epidermis durchwandern (Compt. rend., 1883), dass der Mikrobe der Hühnercholera, sowie der Pneumoniecoccus nicht Sphärobakterien, sondern kurze Stäbchen sind; er schrieb »Untersuchungen über Kochs Kommabazillus« (Virchow's Archiv, Bd. 99) und gab mit Cornil das erste ausführliche Lehrbuch über die Bakterien: »Les[67] bactéries« heraus (2. Aufl. 1886; 3. Aufl. 1890.) Besonders vielseitig und reichhaltig ist die litterarische Thätigkeit B.'s in Bukarest. Ausser mehreren in rumänischer Sprache erschienenen Lehrbüchern und wissenschaftlichen Zeitschriften, publizierte B. in Berlin einen Atlas der pathol. Histologie des Nervensystems, eine Monographie über septische Erkrankungen des Kindesalters (Leipzig 1889), eine Monographie über Lepra (Berlin 1898), zahlreiche Mitteilungen an deutsche und französische wissenschaftliche Zeitschriften und Akademien. Besonders erwähnenswert ist die Entdeckung des Parasiten des Texasfiebers des Rindes, welches in Rumänien als seuchenhafte Haemoglobinurie bekannt ist (Cpt. rend. de l'Acad. des sc. 1888, 1889), dann jenes der Epizootie des Schafes, die Entdeckung der Eigenschaft des Blutes immunisierter Tiere, die Immunität zu übertragen (Ann. de l'Inst. Pasteur 1889), die Entdeckung des Parasiten der hämorrhagischen Septicaemie des Menschen, die Entdeckung der Bakterienassociationen, namentlich bei Tuberkulose (Congrès de la Tuberculose 1890), der Bronchitiden, der Diphtheriden bei Lepra 1898, der verschiedenen gangränösen Prozesse, die Entdeckung des Heilwertes der Injektion von normaler Nervensubstanz für infektiöse Nervenkrankheiten (Wut) und Epilepsie etc. Aufsehen erregte die in der ersten öffentlichen Sitzung des internat. mediz. Kongresses zu Rom gehaltene Konferenz über die Stellung des Staates zur modernen bakteriologischen Forschung.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 66-68.
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