Ballowitz, Emil

[82] Ballowitz, Emil, in Greifswald, geb. 20. November 1859 in Greifswald, studierte Medizin und Naturwissenschaften an den Universitäten Greifswald und Freiburg i. B. Als Student führte er 1883 an der med. Klinik Untersuchungen aus über die nicht lange vorher entdeckten Tuberkelbazillen, durch die der hohe diagnostische Wert dieser Bazillen bestätigt wurde. 1884 wurde B. in Greifswald Dr. med. und in demselben Jahre Prosektor am anatomischen Institut der Universität Rostock unter A. von Brunn, wo er bis zum Herbst 1885 verblieb. Dann folgte B. einem Rufe nach Greifswald und wurde dort unter J. Budge am anatomischen Institut als Prosektor angestellt. Im Herbst 1888 habilitierte er sich für das Fach der gesamten Anatomie und wurde zu Anfang des Jahres 1894 zum Professor e. o. befördert. B. führte sich in seine Wissenschaft durch eine Anzahl grösserer Monographien über die Spermatozoen der Tiere ein, welche in den Jahren 1886 bis 95 im Arch. f. mikrosk. Anat., Arch. f. Anat., Zeitschr. f. wissenschaftl. Zool. und in der internat. Monatsschr. für Anat. erschienen sind. Darin ist der feinere Bau der Samenkörper fast aller Hauptgruppen der Tiere, insbesondere der Säugetiere, Vögel, Reptilien, Amphibien und Fische und unter den Wirbellosen vor allem der Insekten beschrieben. 1889 wies B. in einem Vortrage auf dem III. Kongress der anat. Gesellsch. in Berlin auf den Zusammenhang zwischen fibrillärer Struktur und Kontraktilität hin (Arch. f. d. ges. Physiol.[82] Bd. 46). Ferner erschienen in den genannten Jahren Untersuchungen über den feineren Bau der Muskelsubstanzen. (Arch. f. mikrosk. Anat. Bd. 39) und über das Schmelzorgan der Edentaten (ebend. Bd. 40), sowie kleinere Abhandlungen, z.B. über das Vorkommen des Miniopterus Schreibersii in Deutschland (Zoolog. Anz. 1890) – Mastzellen (1891). 1893 trug B. auf dem 7. Kongress der anat. Gesellsch. in Gröttingen über die Entdeckung der Nerven und Nervenendigungen der Pigmentzellen und über die Bewegungserscheinungen dieser Zellen vor (Zeitschr. für wissensch. Zoolog. Bd. 56, Biol. Centralbl. Bd. 13). Aus dem Gebiete der menschlichen Anatomie wurden Abhandlungen über angeborenen einseitigen. vollkommenen Nierenmangel (Virchow's Archiv, Bd. 141) – über die topographische Anatomie des Duodenums (Anat. Anz. Bd. X) – Zahnanomalien (Archiv für Anat. und Physiol. 1895) – Sesamknochen (Virchow's Archiv Bd. 148) veröffentlicht. In den letzten Jahren erschienen von B. mehrere Arbeiten über den feineren Bau der Zelle, Zellsphären, Centralkörper u.s.w., besonders in den Epithelien und Hornhautzellen. Vor allem aber müssen die vier seit 1893 veröffentlichten Monographien über den feineren Bau der elektrischen Organe der Fische genannt werden, von welchen die eine Torpedo behandelt (Arch. für mikrosk. Anat. 1893), die zweite Rajà (Anat. Hefte 1897), die dritte Gymnotus (Arch. für mikrosk. Anat. Bd. 50) und die vierte Malopterurus. Die letztere, für welche B. das Material von Fr. Gotsch und G. Mann in Oxford erhielt, erschien 1899 als besonderes Werk und ist dem Andenken A. von Brunn's gewidmet.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 82-83.
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