Bärensprung, Friedrich Wilhelm Felix

[75] Bärensprung, Friedrich Wilhelm Felix v., geb. 30. März 1822 als Sohn des Oberbürgermeisters von Berlin, studierte seit 1840 in Berlin und Halle, wurde nach bestandener Staatsprüfung Assistenzarzt bei Krukenberg, widmete sich neben entomologischen Arbeiten dem Spezialstudium der Hautkrankheiten, für die er sich 1848 in Halle habilitierte und liess sich 1850 zugleich als praktischer Arzt daselbst nieder. Im Jahre 1853 folgte B. einem Rufe als dirigierender Arzt auf der Abteilung für Syphilitische an der Berliner Charité; 1856 wurde er zum ausserordentlichen Professor ernannt und erhielt zu seiner bisherigen Abteilung noch eine zweite für Hautkrankheiten. Doch erkrankte B. z.T. infolge heftiger litterarischer Fehden, die vielleicht bereits als ein Symptom der in ihm schlummernden Affektion anzusehen sind, an Dementia paralytica, die gelegentlich einer Fingerverletzung 1863 manifest wurde und B.'s Überführung nach Hornheim bei Kiel erforderlich machte, wo er nach einer vorübergehenden Remission am 26. Aug. 1864 seinem Leben ein Ende machte, indem er sich bei einem Spaziergange nach Kiel ertränkte. B. gehört zu den talentvollsten und vielseitigsten Dermatologen des 19. Jahrhunderts. Sein Hauptverdienst auf dem Gebiet der Dermatologie bildet die »anatomische Begründung der neuritischen Dermatosen durch den Nachweis der Spinalganglienerkrankung bei Herpes Zoster« (Caspary). Die betreffende Arbeit ist, wie alle seine zahlreichen Arbeiten zur Dermatologie (über Area Celsi, Prurigo u.a.m.) in den Charité-Annalen erschienen. Fast noch grössere Popularität besitzt B. dadurch, dass er (gleichzeitig, aber unabhängig von Traube) die Notwendigkeit der Temperaturmessungen am Krankenbette betonte; hierher gehört[75] seine klassische Publikation: »Untersuchungen über die Temperaturverhältnisse des Foetus und des erwachsenen Menschen im gesunden und kranken Zustande« (Mueller's Archiv 1851 bis 1852). Erwähnung verdienen noch die Abhandlungen: »Über die Folge und den Verlauf der epidemischen Krankheiten« (wegen wertvoller statistischer Angaben) – »Über hereditäre Syphilis« (Berlin 1864), eine Schrift, die er während der Remissionszeit in der Irrenanstalt Hornheim vollendete. In der Geschichte der Lehre von den syphilitischen Affektionen nimmt v. B. eine eigenartige Stellung ein, indem er ein ausgesprochener Gegner der Quecksilberbehandlung war, die bekannte Dualitätslehre von Schanker und Syphilis begründete und über die Entstehung der hereditären Syphilis besondere Anschauungen verfocht. Wir verweisen hierzu auf die eingehende Darstellung bei Proksch, Gesch. der vener. Krankh. (Bonn 1895 II p. 774 ff.)

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 75-76.
Lizenz:
Faksimiles:
75 | 76
Kategorien: