Calmeil, Louis Florentin

[299] Calmeil, Louis Florentin, geb. 1798 zu Yversay, Poitou, studierte in Paris und widmete sich unter Royer Collard und Esquirol der Psychiatrie. Er wurde, als letzterer 1826 Direktor von Charenton ward, Hilfsarzt daselbst, und folgte ihm 1840 nach dessen Tode im Direktorat von Charenton nach, wo er 50 Jahre lang blieb und Esquirol's rechte Hand wurde. Erst nach 1848 wurde er Méd.-en-chef und blieb es 22 Jahre lang bis 1872, wo er sich nach Fontenaysous-Bois zurückzog. C., der als Senior der französischen Phychiater 11. März 1895 in Paris starb, hat eine Reihe von bedeutenden Werken über die Erkr. des Hirns und Rückenmarks hinterlassen. Er war einer der ersten, die sich bei ihren Studien des Mikroskops bedienten, und wenn auch Bayle das Verdienst gebührt, die allgemeine progressive Paralyse – die übrigens schon Esquirol kannte – zuerst beschrieben zu haben, so muss doch C. das Verdienst zuerkannt werden, sie zuerst als die Folge einer Periencephalitis aufgefasst zu haben, während jener sie als den Ausfluss einer chronischen Meningitis betrachtet wissen wollte. Von sonstigen Schriften C.'s, die sich vornehmlich in den Archives générales de médecine, im Journal universel et hebdomadaire de médecine et de chirurgie pratique, sowie endlich im Dictionaire de médecine finden, heben wir hervor: »De la folie, considérée sous le point de vue pathologique, philosophique, historique et judiciaire depuis la renaissance des sciences en Europe jusqu'au XIXe siècle; Description des grandes épidémies du délire simple ou compliquée, qui ont atteint les populations d'autre fois ei régné dans les monastéres. Exposé des condamnations auxquelles la folie méconnue a donné lieu« (2 Bände, Paris 1854) – »Traité des maladies enflammatoires du cerveau ou histoire anatomo-pathologique des congestions encéphaliques du délire aigu, de la paralysie générale ou périencephalite chronique diffuse à l'état simple ou compliqué, du ramollissement[299] cérébral, local, aigu et chronigue, de l'hémorrhagie générale localisée récente ou non récente« (2 Bände, ib. 1859).

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 299-300.
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