Colberg, August

[340] Colberg, August, zu Kiel, pathologischer Anatom, 23. August 1829 zu Oderberg in der Provinz Brandenburg geboren, studierte seit 1850 in Halle und Göttingen Medizin, oft gestört durch ein Knieleiden, das aus frühester Jugend stammte und ihn fast sein ganzes Leben lang gequält hat. Er wurde 1856 Doktor, war 1856 bis 58 in Würzburg und Berlin[340] ein enthusiastischer Schüler von Virchow, entschloss sich, da sein körperliches Leiden die praktische Laufbahn sehr erschwerte, Dozent der pathologischen Anatomie zu werden, habilitierte sich 1863 in Halle mit der Commentatio pro venia docendi: »Observationes de penitiore pulmonum structura et physiologica et pathologica« und war vor und nach dieser Zeit für die Halleschen Kliniker und die übrigen Ärzte der Stadt der stets bereite Freund und Berater in pathologisch-anatomischen Dingen. Die Hettstädter Trichinen-Epidemie 1864 gab ihm Gelegenheit, »Pathologisch-anatomische Untersuchungen über die Veränderungen der Muskelfasern bei der Trichiniasis« (Deutsche Klinik, 1864) anzustellen; seine weiteren Erfahrungen über diese Krankheit stellte er in einem amtlichen Gutachten: »Die Trichinenkrankheit in Bezug auf das öffentliche Gesundheitswohl« (Magdeburg 1864) zusammen. In demselben Jahre noch wurde er als Prof. e. o. der pathologischen Anatomie nach Kiel berufen, wurde 1868 Prof. ord. und vollendete daselbst für das neubegründete Deutsche Archiv für klinische Medizin eine grössere Arbeit: »Beiträge zur normalen und pathologischen Anatomie der Lungen« (1866). Im Sommer 1867 stellte sich mit Bestimmtheit ein Brustleiden bei ihm heraus, welches, mit mancherlei Komplikationen, bereits in Jahresfrist 3. Juli 1868 seinen Tod, der zu Halle erfolgte, herbeiführte, ehe es ihm vergönnt war, seine zahlreichen angefangenen Arbeiten, die noch eine erhebliche Förderung der Wissenschaft in Aussicht stellten, zu vollenden. Ausser den angeführten Arbeiten finden sich noch einige weitere in Müller's Archiv (1856, zusammen mit R. Heidenhain) über den Blasenschliessmuskel, im Archiv für Ophthalmologie (Bd. VIII) über Iritis gummosa, in den Charité-Annalen (1862) über gelbe Leberatrophie u.s.w.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 340-341.
Lizenz:
Faksimiles:
340 | 341
Kategorien: