Cyon, Elie von

[363] Cyon, Elie von, geb. 25. März 1843 zu Telsch (Gouv. Kowno), studierte auf der medizinischen Akademie von Warschau 1858, auf der Universität Kiew 1859 bis 62, in Berlin 1862 bis 64 und promovierte hier 1864 und in Petersburg 1865. Von der Pariser medizinischen Fakultät erhielt er 1878 das Doktordiplom. Als Dozent für Anatomie und Physiologie an der physikalisch-mathematischen Fakultät in St. Petersburg wirkte C. 1868, als ausserordentlicher Professor an derselben Fakultät 1870. 1872 zum ordentlichen Professor der medizinischen Akademie in St. Petersburg ernannt, erhielt er die Aufgabe, diese Akademie, welche der Herd der nihilistischen Umtriebe war, zu reorganisieren, demissionierte jedoch 1877, als er sich von der Regierung nicht genügend unterstütztsah. 1877 wurde er vom Kaiser Alexander II. zum wirklichen Staatsrat ernannt, erhielt den erblichen Adel und folgte in demselben Jahre einem Rufe Cl. Bernard's nach Paris, wo er sich niedergelassen und naturalisiert hat. Schriften: »Die Lehre[363] von der Tabes dorsualis« (Berlin 1867) – »Principes d'électrothérapie« (Paris 1873; preisgekrönt mit der goldenen Medaille 1870 von der Pariser Akad. der Wissensch.) – »Lehrbuch der Physiologie« (2 Bde., Petersburg 1873; russisch) – »Arbeiten der physiologischen Laboratorien in St. Petersburg« (1875; russisch) – »Methodik der physiologischen Experimente und Vivisectionen« (mit Atlas, Giessen 1876) – »Recherches sur les fonctions des canaux semicirculaires et la formation de la notion de l'espace« (Paris 1878) – »Wissenschaftliche Unterhaltungen« (russisch, Petersburg 1870). Zahlreiche Memoiren und Abhandlungen in den Berichten verschiedener Akademien und in den Archiven von Virchow, du Bois-Reymond, Pflüger und Vulpian, von denen die wichtigsten betreffen die Entdeckung des N. depressor, des N. acceleratorius und der vasomotorischen Funktionen der Splanchnici (Monthyon'scher Preis für 1867), Entdeckung der fettstoffbildenden Funktion der Leber, der Nervenendigungen des Peritoneums, der Fortpflanzungsgeschwindigkeit im Rückenmark etc.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 363-364.
Lizenz:
Faksimiles:
363 | 364
Kategorien: