Magendie, François

Magendie, François
Magendie, François

[1075] Magendie, François, der ruhmreichste französische Experimental-Physiolog der Neuzeit, als Sohn eines Wundarztes 6. Okt. 1783 zu Bordeaux geb., studierte in Paris, besuchte daselbst seit 1798 die Hospitäler und erlangte bereits im Alter von 18 Jahren das Internat, wurde dann Prosektor bei Boyer, unter dessen Anleitung er schon seit 1803 in der Anatomie unterrichtete, war Eleve der École pratique, med Gehilfe bei den Hosp. und der Anatomie, und wurde nach seiner 1808 mit der These: »Sur les usages du voile du palais et la fracture des côtes« erfolgten Promotion Prosektor d. med. Fakultät, in welcher Eigenschaft er Vorlesungen über Anatomie und Physiologie hielt. Seit 1816 widmete er sich gänzlich der Experimental – Physiologie an lebenden Tieren, war Arzt am Bureau central der Hospitäler und seit 1826 Médecin adjoint an der Salpêtrière. 1836 wurde er an Récamier's Stelle zum Prof. der Physiologie und allgem. Pathologie am Collège de France, sowie zum Mitgliede der Acad. des sc. und der Acad. de méd. ernannt. Zugleich erhielt er die Stellung als Arzt[1075] am Hôtel-Dieu. 1836 wurde er Vizepräsident der Akad. des sc. Er starb 7. Okt. 1855 zu Sannois bei Paris. – M. ist der Hauptbegründer der modernen exper. Richtung, und zwar nicht bloss in der Physiologie, sondern auch in der Pathologie und Arzneimittellehre. Für ihn gab er nur eine Quelle der Erkenntnis: das Experiment. Speziell um die Physiologie sind seine Verdienste immens; in derselben hat er fast jedes Kapitel, besonders die über Absorption, Herz, tierische Wärme, Verdauung, Nervenphysiologie etc. durch seine bahnbrechenden Experimente an lebenden Tieren erheblich bereichert und umgestaltet. Aber auch die allgem. Pathologie, Toxikologie und Pharmakodynamik verdanken seinen Forschungen vieles. So war er derjenige, der durch seine und die von verschiedenen seiner Schüler ausgeführten Einspritzungen von Jauche in die Venen die Begriffe Pyämie, Ichorrhämie und Metastasen im neueren Sinne in die Pathologie einführte. Er war es ferner, der sich besonders mit Untersuchungen über Alkaloide befasste und eine grössere Zahl derselben der Praxis zuführte. Bezüglich der zahlreichen litterar. Arbeiten M.'s, der übrigens auch als Praktiker sehr beschäftigt gewesen ist, verweisen wir auf das ältere Biogr. Lex.

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Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1075-1076.
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