Middeldorpf, Albrecht Theodor

Middeldorpf, Albrecht Theodor
Middeldorpf, Albrecht Theodor

[1136] Middeldorpf, Albrecht Theodor, zu Breslau, daselbst 3. Juli 1824 geb., studierte 1842 bis 46 in Breslau und Berlin, trat dabei Purkinje, Joh. Mueller und Dieffenbach näher, wurde 1846 Doktor, war darauf 1 Jahr lang bei Purkinje Assistent, besuchte Wien und Paris und gründete, nach Breslau zurückgekehrt, mit mehreren Freunden einen Verein für physiol. Heilkunde. Die bald danach ausgebrochene Cholera gab ihm Gelegenheit zu Untersuchungen über die Verminderung des Wassergehaltes der Muskeln, den Eiweissgehalt des Erbrochenen und der Stühle, des Urins etc. 1849 wurde er Assistent auf der unter Remer stehenden chirurg. Abteilung des Allerheiligen-Hosp., begann schon damals seine Experimente über die »Akidopeirastik« und veröffentlichte mehrere chirurg. Abhandlungen u.a.: »Ueberblick über die Akidopeirastik, eine neue Untersuchungsmethode mit Hülfe spitziger Werkzeuge« (Guensburg's Zeitschr., VIII) und die geschätzten »Beiträge zur Lehre von den Knochenbrüchen« (Breslau 1853), mit denen er sich als Privatdozent der Chir. 1852 habilitierte. Für die ihn schon lange beschäftigende Galvanokaustik gelang es ihm, unterstützt durch befreundete Physiker und geschickte Instrumentenmacher, eine entsprechende Batterie und Apparate herzustellen, so dass 1853 von ihm die erste derartige Operation am lebenden Menschen ausgeführt werden konnte. Seine bezüglichen Erfindungen publizierte er in dem Werke: »Die Galvanokaustik, ein Beitrag zur operativen Medicin« (Breslau 1854, m. 4 Taff.); später erschien noch: »Abrégé de la galvanocaustie« (Ib. 1864). 1854 wurde er zum Prof. e. o. der Chir. und Augenheilk. und zum Direktor der chirurg.-augenärztl. Poliklinik, bald darauf auch zum Oberwundarzt des Allerheiligen-Hosp. ernannt; 1856 erhielt er die Leitung der chirurg.-augenärztl. Klinik und Poliklinik, und wurde zugleich Prof. ord. Bei einer Reise nach Paris 1856 konnte er seine galvanokaust. Operationsmethode vielfach demonstrieren und mit derselben in den Hospitälern operieren; auch erhielt er von der Acad. des sc. einen Monthyon-Preis und[1136] von der Kommission für den Napoleonischen Elektrizitätspreis eine Medaille. 1859 wurde er zum Med.-Rat und Mitgliede des Prov.-Med.-Kolleg. ernannt. Während der Kriege 1864 und 66 war er teils in den Kriegshospitälern des Johanniterordens in Schleswig, teils als Generalarzt und konsult. Chirurg in den böhm. Lazaretten mit Auszeichnung thätig. Seit dem Kriege von 1866 aber kränkelte er und, obgleich er äusserlich noch in alter Weise thätig war, ja sogar mit Haeser zus. noch das Wundarzneibuch des Deutsch-Ordensbruders Heinrich Pfolspeundt herausgab, führten mehrere voraufgegangene Erkrankungen 29. Juli 1868 seinen Tod durch Darmperforation herbei. – M. hat das chirurg. Können durch seine Erfindungen und Leistungen nach versch. Richtungen hin erweitert; vor allem ist er, wenn auch nicht der Erfinder, so doch der wissenschaftl. und techn. Begründer der Galvanokaustik. Als klin Lehrer war er durch die Klarheit, Gediegenheit und Gelehrsamkeit seines Vortrages und seiner Entwickelung des Krankheitsbildes mustergiltig; als Operateur zeichnete er sich durch die sorgfältigste und gewissenhafteste Vorbereitung und die technische Vollendung der Operation aus, obgleich er fern von jeder krankhaften Operationslust war.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1136-1137.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien: