Murchison, Charles

[1179] Murchison, Charles, geb. 21. Mai 1830 in Jamaica als Sohn eines Arztes, kam als 3jähr. Knabe nach Schottland, studierte seit 1846 in Aberdeen u. Edinburg, wurde 1850 Assistent bei Syme und promovierte 1851 mit einer Arbeit: »Über die Pathologie d. krankhaften Geschwülste«. Zugleich wurde er Vorsitzender der Roy. Soc. of Phys. in Edinburg und half die[1179] physiol. Gesellschaft mitbegründen. Nachdem er vorübergehend als Gesandtschaftsarzt in Turin fungiert hatte, besuchte er zum weiteren Studium der Geburtsh. 1852 Dublin, ging später noch nach Paris und übernahm 1853 die Stelle eines Assistenzarztes bei der ostindischen Kompagnie. 1855 kehrte er nach London zurück, trat in das Royal Coll. of Phys. ein, wurde Arzt am Western General Dispensary und später Lehrer der Anatomie und Botanik am St. Mary's Hosp. 1856 bis 60 war er Arzt am King's Coll. Hosp. und vertauschte diese Stelle mit einer ähnlichen am Middlesex Hosp. und am London Fever Hosp. An ersterem war er bis 1871, an letzterem bis 1870 thätig. Nach Eröffnung des neuen St. Thomas' Hosp. (1871) wurde er Physician und Lehrer der inn. Medizin an demselben. Er starb 23. April 1879 an den Folgen eines Aneurysma aortae. – Unter den engl. Ärzten der neuesten Zeit nimmt M. eine hervorragende Stellung ein. Die Zahl seiner Veröffentlichungen beläuft sich auf etwa 311 Nummern (nach einer von ihm selbst gemachten Aufstellung). Die meisten seiner Arbeiten sind Vorträge, gehalten in der Pathological Soc., in der er 1865 bis 68 Schriftführer, 1869 Schatzmeister und 1877 Präsident war. Viele von den Vorträgen beziehen sich auf krankhafte Geschwülste. Von den grösseren, selbständig erschienenen Werken ist das berühmteste betitelt: »A treatise on the continued fevers of Great-Britain« (London 1862; deutsch mit einem Anhange: »Die Epidemie des recurrirenden Typhus in St. Petersburg 1864, 1865« von W. Zuelzer, Braunschweig 1867). In dieser für die Hygiene ausserordentlich bedeutend gewordenen Schrift bespricht M. eingehend die typhösen Krankheiten, stellt die verschied. Formen derselben als Wirkungen verschiedener Krankheitsgifte dar und plaidiert für eine strenge Trennung derselben, besonders des Abdominal- und exanthemat. Typhus. Sehr wertvoll ist ferner M.'s Werk über die Leberkrankheiten: »Clinical lectures on diseases of the liver, jaundice and abdominal dropsy« (London 1868; 2. ed. 1877), zu dem er die ersten Beobachtungen schon 1855 in Indien gemacht und besondere Anregung durch eine von ihm 1861 für die New Sydenham[1180] Society veranstaltete engl. Übers. von Frerichs' »Leberkrankheiten« erhalten hatte. Andere Arbeiten M.'s sind: »On functional derangements of the liver« (London 1874) – »Medical notes on the climate of Burmah and on the diseases which have there prevailed among European troops« (Edinb. Med. and Surg. Journ., 1855) – »Über einen Fall von Talipes equinovarus mit Erkrankung des Kniegelenks« – »Über die Verschiebung der Knochen und der Sehnen des Fusses beim Talipes varus« – »Über Chaulmoogra odorata als ein Heilmittel bei Epilepsie« – »On the causes of intermitting or paroxysmal pyrexia and on the differential characters of its several varieties« (Lancet 1879) u.s.w. Auch einen Katalog der 812 Präparate des pathol. Museums des St. Mary's Hosp. fertigte er an und gab noch die paläontol. und geolog. Manuskripte seines Freundes Falconer heraus.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1179-1181.
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