Rollett, Alexander

[1410] Rollett, Alexander, geb. in Baden bei Wien 14. Juli 1834, war in Wien Schüler Brücke's und dessen Assistent von seiner 1858 erfolgten Promotion bis 1863, in welchem Jahre er zum ord. Prof. der Physiolog. und Histolog. in Graz ernannt wurde. Während seines Wiener Aufenthaltes wirkte auch Karl Ludwig in entscheidender Weise auf ihn ein. In Graz setzte er seine in Wien begonnene wissenschaftl. produktive Laufbahn in ausgedehnter Weise fort, was sich in den zahlreichen, aus seinem Laboratorium hervorgegangenen eigenen Arbeiten ausspricht und in denen seiner Schüler, aus deren Reihen nicht nur inländische, sondern auch ausländische Lehrstühle. namentlich in Russland, besetzt wurden. Er wirkt noch jetzt an der Grazer Univ.,[1410] deren Rektor er dreimal gewesen ist, das letzte Mal 1895, wo von ihm das neuerbaute Univ.-Gebäude an der Spitze der Professoren, in Gegenwart des Kaisers, hoher Ehrengäste und von Deputationen sämtl. österr. Univ. eröffnet wurde. 1875 war er erster Geschäftsführer der in Graz abgehaltenen Versammlung deutscher Naturforscher und Ärzte. Drei Jahre gehörte er der Gemeindevertretung der Landeshauptstadt Graz an. Dreimal vertrat er auch die Univ. im steiermärk. Landtage, in welchem er wichtige Referate führte und einige vielbemerkte polit. Reden hielt. Seit 1893 wurde er zum Präsidenten der steiermärk. Ärztekammer immer wiedergewählt. Ein hervorragendes Interesse bethätigte er für die »University Extension«, die seit 1897 in Graz Boden gewann. Er ist Hofrat, wirkl. Mitgl. der Wiener, korresp. Mitgl. der Münchener Akademie der Wissenschaften etc. Von seinen Arbeiten sind anzuführen eine grosse Zahl von Abhandlungen über den Bau und die Leistungen der quergestreiften Muskelfasern, die Abhandlungen über Bindegewebe, Hornhaut, Irisanheftung, Magendrüsen, Sehnennerven. Die zahlreichen Abhandlungen über Blutkörperchen, Blutkrystalle, Blutfarbestoff, über Eiweisskörper, über Bindegewebsmucin, die Arbeiten über binokuläres Sehen, über subjektive Farben, über die Farben der Newton'schen Ringe, über den Spektropolarisator, über die Folgen der Trigeminusdurchschneidung, über Geruch, Geschmack und Hautsinne. Diese Abhandlungen sind teils in den Denkschriften und Sitzungsberichten der Wiener Akademie, teils in wissenschaftl. Zeitschriften: Arch. f. d. ges. Physiol., f. mikr. Anat., f. Ophthalm., Biolog. u. Cbl. f. d. m. Wiss, W. m. W., Mitt. d. Ver. d. Ä. Steierm., teils in den Untersuch. aus d. Institut f. Physiol. u. Histol. in Graz veröffentlicht. Für Stricker's Handb. der Gewebelehre (Leipzig 1871 bis 72) schrieb er die Monographien über Bindesubstanzen, Hornhaut, Blut; für Hermann's Handb. der Physiol. (Leipzig 1880, IV), die grosse Monographie über Blut und Blutbewegung, für Eulenburg's Realencyklopädie der ges. Heilkunde (2. Aufl. 1888 u. 3. Aufl. 1897) die Artikel: Muskel (histol.) und Muskel (physiol.). In der deutschen Revue teilte[1411] er eine aus besonderen Quellen geschöpfte Darstellung des Verkehres Goethe's mit dem Phrenologen Gall mit. Eine Reihe von populären Vorträgen und von Reden finden sich in den Schriften des naturw. Ver. für Steiermark oder sind selbständig erschienen.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1410-1412.
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1410 | 1411 | 1412
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