Romberg, Moritz Heinrich

Romberg, Moritz Heinrich
Romberg, Moritz Heinrich

[1412] Romberg, Moritz Heinrich, berühmter Berliner Kliniker und Neuropatholog, geb. 11. Nov. 1795 zu Meiningen, studierte und promovierte 1817 in Berlin mit der Diss.: »De rhachitide congenita«, hielt sich eine Zeit lang in Wien auf, wo er die Freundschaft von Joh. Peter Frank fand, liess sich darauf in Berlin nieder, wurde 1820 Armenarzt, habilitierte sich 1830 als Privatdozent daselbst für spez. Pathol. und Therapie, dirigierte 1831 und später 1837 abermals ein Choleralazarett, las seit 1834 auch über »propädeutische Klinik« mit prakt. Demonstrationen der physikal. Untersuchungsmethoden an Kranken aus seiner Privat- und Armenpraxis, wurde 1838 Prof. e. o., 1840 mit der Leitung der Univ.-Poliklinik betraut, 1845 Prof. ord. der spez. Pathol. und Therapie, gab dann seine Stellung als Armenarzt auf, wurde 1851 Geh. Med.-Rat, feierte 29. März 1867 sein 50jähr. Dr.-Jubil. und starb 16. Juni 1873. – R.'s epochemachende wissenschaftl. Bedeutung liegt auf dem Gebiete der Neuropathologie, die den Angelpunkt seiner Studien bildete. Sein klass. »Lehrbuch[1412] der Nervenkrankheiten« (Berlin 1840 bis 46; 3. Aufl. 1853 bis 55, 2 Bde.; 4. Aufl. unbeendigt, 1857, 1 Bd; auch u. d. T.: »Pathologie und Therapie der Sensibilitäts- und Motilitätsneurosen«), ist dadurch verdienstlich, indem es zum ersten Male die bisher bekannten physiol. Thatsachen für die Nervenpathologie in ausgedehntem Maasse verwertete und das bis dahin vereinzelte u. mehr kasuist. vorliegende zerstreute Material so ordnete, dass ganze Krankheitsgruppen mit scharf präzisierten Bildern aufgestellt und die entsprechende Therapie daran geknüpft ist. R. war auch der Begründer der Lehre von der Neuralgia ciliaris. Weitere neurophysiol., resp. pathol. Schriften R.'s sind: »Neuralgiae nervi quinti specimen« (Akad. Antrittsrede, Berlin 1840) – »Bell's physiol. u. pathol. Untersuchungen des Nervensystems« (Ib. 1832; 1836); ferner schrieb R.: »Commentationes quaedam de cerebri haemorrhagia« (Ib. 1830, Hab.-Schrift) – »De paralysi respiratoria« (Ib. 1845), deutsche Übers. von Hipp. Franc. Albebtini's »Opuscula« (Ib. 1828) und von Andr. Marshal's »The morbid anatomy of the brain etc.« aus dem Engl. (Ib. 1820), zahlr. Aufsätze in Casper's Wochenschr., deren Mitherausgeber er seit 1833 war, in »Analekt. f. Kinderkrankh.«. Rust's Handb. der Chir., Schmidt's Jahrbb., Horn's Archiv, Summar. d. Med. Unter dem Titel: »Klin. Wahrnehmungen und Beobachtungen, etc.« veröffentlichte sein Neffe Henoch die unter R. in der k. Univ.-Poliklinik gemachten Erfahrungen und die Resultate von dessen langjähr. Arbeiten als Direktor dieses Instituts (Berlin 1851, 2 Bde.). Übrigens war R. auch ein hervorragender und sehr beliebter akad. Lehrer.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1412-1413.
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