Wassiljeff, Stephan Michailow

[1812] Wassiljeff, Stephan Michailow, 2. Jan. 1854 im Gebiete der Donischen Kosaken geb., bezog 1872 die Univ. Petersburg, um sich naturwissenschaftlichen Studien zu widmen, denen er bis 1876 oblag, in welchem Jahre er die naturwissenschaftliche Fakultät mit dem Grade eines Kandidaten beendete, nachdem er für eine histol. Arbeit (»Über die Ganglienzellen in der Froschlunge«) mit dem Preise der I. russisch. Naturforscherversammlung belohnt war. Noch in demselben Jahre trat er in den III. Kursus der militär-med. Akademie in Petersburg ein und beendete dieselbe 1879. Für während der Studienzeit ausgeführte Arbeiten wurde er von der Akademie mit der goldenen Medaille belohnt und zur weiteren Ausbildung an der Akademie belassen. Schon als Student der Medizin vertrat er die Ordinatoren in der Klinik des verstorbenen Klinizisten S. P. Botkin. Nach Beendigung der med. Studien wurde er Ordinator an der Botkin'schen Klinik und nahm im Laufe zweier Jahre regen Anteil an der von Botkin ins Leben gerufenen »Klinischen Zeitung«. 1884 verteidigte er die Doktorschrift: »Zur Frage vom Fieber«, in welcher er hauptsächlich die bakteriellen Ursachen in den Vordergrund schob und die älteren Theorien[1812] über die Ursachen des Fiebers objektiver Kritik unterwarf. Damals wurde die Bakteriologie – besonders in Russland – von den Medizinern noch sehr stiefmütterlich behandelt. 1885 bis 86 arbeitete W. im Labor. der Akad. der Wissenschaften bei Prof. Orosjännikoff, speziell über das »Fischgift« und kam, auf Grund eingehender Studien, zu der Ansicht, dass die in Russland so häufigen Vergiftungen durch Fische, u.a. auch durch besondere Konservierungsmethoden bedingt werden, die das Auftreten gewisser Ptomaine zu begünstigen scheinen. Es wurde damals die jetzt allgemein adoptierte Thatsache konstatiert, dass die ersten Stadien der Zersetzung gerade die gefährlichsten seien. Seit 1889 erscheint unter W.'s Redaktion die Zeitung »Medicina«. 1892, nach Prof. Unverricht's Fortgang, wurde W. zum Direktor der med. Klinik der Univ. Jurjeff (Dorpat) und zum Ordinarius für spezielle Pathol. und Therapie ernannt, 1893 zum Dekan der med. Fakultät. – Als Frucht der Thätigkeit W.'s und seiner Schüler in Jurjeff sind fünf Bände (»Arbeiten aus der med. Klinik in Jurjeff«) erschienen. Im ganzen hat W. gegen hundert Publikationen erscheinen lassen, von denen hier nur auf folgende hingewiesen sei: »Über Milchdiät« (Monographie) – »Über Fischgift« – »Über den Einfluss des Singens auf die Entwicklung der Brust etc.« – »Stoffwechseluntersuchungen beim Typhus« – »Über Weintraubenkur« (Monographie) – »Über physische Entwicklung der Mädchen in den Stadtschulen Petersburgs« – »Über Fieber« – »Über Carcinose« – »Einführung in das Studium der inneren Medicin« (Monographie) u.s.w.

Quelle:
Pagel: Biographisches Lexikon hervorragender Ärzte des neunzehnten Jahrhunderts. Berlin, Wien 1901, Sp. 1812-1813.
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