Die bedingungslose (absolute) Seele

[173] Nach einer Verherrlichung Rudras als Ursprung und Herr aller Dinge heißt es:


Wer ihn erkannt hat, der höher ist als dieser (Rudra), das höchste Brahman, den hohen, den je nach dem Leib in allen Wesen verborgenen, der allein alles umhüllt, den Herren, der wird unsterblich.[173]

Ich kenne diesen großen Purusha, den wie die Sonne hellleuchtenden, jenseits des Dunkels. Wer ihn erkannt hat, entgeht dem Tode. Einen anderen Weg kann man nicht beschreiten.

Es gibt nichts Höheres als diesen, nichts Feineres als ihn, nichts Besseres als ihn. Wie ein Baum steht er an den Himmel gepflanzt1. Von dem Purusha ist alles erfüllt.

Frei von Gestalt und frei von Gebrechen ist das, was über dieser (Welt) steht. Unsterblich sind die, welche es wissen; andere erfahren nur Leid.


(III, 7ff)


Die eine rot-weiß-schwarze Ziege, die viele Junge wirft von gleicher Farbe, bespringt voll Lust der eine Bock; der andere verläßt sie, nachdem er sie genoß2.


(IV, 5)

1

Das Bild ist, wie manches in diesem Abschnitt, einem anderen Text entlehnt und sehr gesucht.

2

Ziege = Ungeboren = Materie; die drei Farben die Gunas; der eine Bock die unerlöste, in die Bande der Materie noch verschlungene Seele; der andere die befreite Seele.

Quelle:
Upanishaden. Altindische Weisheit aus Brâhmanas und Upanishaden. Düsseldorf/Köln 1958, S. 173-174.
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