Kapitel VIII

Über den Gebrauch des Buchs der Wandlungen

Die Linien

§ 1

[321] Die Wandlungen sind ein Buch,

Dem man nicht ferne bleiben darf.

Sein SINN ist stets wechselnd,

Veränderung, Bewegung ohne Rast,

Durchfließend die sechs leeren Plätze;

Sie steigen auf und fallen ohn' Verharren,

Die Festen und die Weichen wandeln sich.

Man kann sie nicht in eine Regel schließen;

Nur Änderung ist es, was hier wirkt.


§ 2

[321] Sie gehen aus und ein nach festen Maßen.

Ob außen oder innen, lehren Vorsicht sie.


§ 3

Auch zeigen sie Sorge und Leid und ihre Gründe.

Hast du auch keinen Lehrer, doch nahe ihnen wie den Eltern.


§ 4

Erst nimm die Worte vor,

Besinn dich, was sie meinen,

Dann zeigen sich die festen Regeln.

Doch bist du nicht der rechte Mann,

Dann äußert sich der Sinn dir nicht.


In halb rhythmischer, halb gereimter Prosa wird hier eine Mahnung gegeben, das Buch der Wandlungen fleißig zu studieren. Es wird rühmend hervorgehoben, wie dauernder Wechsel die Regel des Buchs ist. Zum Schluß wird darauf hingewiesen, daß eine innere Fähigkeit notwendig sei, das Buch zu verstehen, sonst bleibe es verschlossen wie mit sieben Siegeln. Wenn der das Orakel Befragende nicht in Kontakt mit dem SINN ist, so bekommt er keine sinnvolle Antwort, die ja doch nur vergeblich wäre.

Quelle:
I Ging. Köln 141987, S. 321-322.
Lizenz: