6. Das vollkommene Vorbild des Großen Schun

[189] Der Meister hat gesagt: »Obwohl auch in späteren Zeiten noch Kulturschöpfer erstanden, hat doch keiner den Herrn von Yü (Schun) erreichen können. Er herrschte über den Erdkreis während seines Lebens ohne Selbstsucht, und bei seinem Tode begünstigte er nicht seinen Sohn. Er behandelte die Leute als seine Kinder wie ein Vater und eine Mutter und hatte eine zärtlich-mitleidige Liebe zu ihnen. Er gab ihnen gewissenhaft nützliche Lehren. Er war geliebt und geehrt, ruhig und sorgfältig, gefürchtet und geschätzt, reich und hielt sich an die Sitte, gütig und freigebig. So hatten die Edlen unter[189] seiner Herrschaft Ehrfurcht vor der Güte und Scheu vor der Gerechtigkeit; sie schämten sich der Verschwendung und achteten den Besitz gering. Sie waren offen und gewissenhaft, aber nicht aufrührerisch; sie waren gerecht und doch fügsam. Sie waren formvollendet und ruhig, weitherzig und intelligent. Im Buch Fu Hing heißt es: ›Nur die Majestät seiner Geisteskraft flößte Ehrfurcht ein, nur die Klarheit seiner Geisteskraft strahlte von ihm aus.‹ Wer außer dem Herrn von Yü konnte das erreichen!«

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 189-190.
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