11. Die Wichtigkeit der richtigen Ehegefährtin

[258] Im Buch der Wandlungen heißt es: »Wenn man die Wurzel richtig macht, so kommen alle Dinge in Ordnung; wenn man auch nur um ein Haar die rechte Richtung verfehlt, so wird die Abweichung schließlich tausend Meilen weit. Darum ist der Edle vorsichtig beim Anfang.« Die Hervorhebung der Anfangszeichen in den Frühling- und Herbstannalen, die feierlichen Eheschließungen nach der Sitte des Guan-Dsü-Liedes, die Zeichen des Schöpferischen und Empfangenden im Buch der Wandlungen betonen alle die Wichtigkeit der Vorsicht beim Anfang und der Gewissenhaftigkeit beim Ende.

Was im Echten wahrhaftig lebt, das vollendet sich im Alltäglichen. Darum muß man bei der Eheverbindung vorsichtig[258] bedacht sein auf Söhne und Enkel; darum muß man bei der Wahl der Gattin und der Heimführung der Braut seine Wahl auf Ehrfürchtige und Liebevolle richten. Wenn Geschlecht um Geschlecht alle Familienglieder einen gerechten Wandel geführt haben, so werden Söhne und Enkel gütig und ehrfürchtig und wagen es nicht, leichtsinnig und rücksichtslos zu sein. Wenn in der ganzen Umgebung niemand Ungutes ist, so sind alle drei Verwandtschaften zum Guten behilflich.

So heißt es: Der Vogel Phönix hat gleich von seiner Geburt an Gedanken der Liebe und Gerechtigkeit, ein Tiger oder Wolf hat gleich von seiner Geburt an ein gieriges und grausames Herz. Die beiden Wesen haben einen verschiedenen Ruf durch ihre Mütter. Ach, wie vorsichtig muß man sein, daß man nicht einen Tiger großsäugt, der einst die Welt verletzt! Darum heißt es: Die Art der überlieferten Erziehung im Mutterleib ist in kostbaren Urkunden aufgezeichnet und wird aufbewahrt in goldenem Schrein, der im Ahnentempel aufgestellt ist, um künftigen Geschlechtern zur Mahnung zu dienen.

In den Aufzeichnungen des reinen Schreibers heißt es: In alter Zeit verhielt es sich mit der Erziehung im Mutterleib also: Wenn die Königin ihre Leibesfrucht sieben Monate lang hatte, so zog sie sich in ein Ruhegemach zurück. Der Großschreiber hielt eine Flöte und stand Wache zur Linken des Tors, der Großtruchseß hielt ein Scheffelmaß und stand Wache zur Rechten des Tors. Wenn nun in den drei letzten Monaten die Königin eine Melodie zu hören begehrte, die nicht der durch die Sitte vorgeschriebenen Musik entsprach, so verhüllte der Großmeister die Laute (auf der gespielt werden sollte) und befahl, die Melodie nicht zu spielen. Wenn sie nach einer Speise begehrte, deren Geschmack nicht zu den erlaubten gehörte, so stützte sich der Großtruchseß auf das Scheffelmaß und sprach: »Ich wage nicht, damit dem königlichen Thronfolger aufzuwarten.«

Wenn der Thronfolger geboren wurde und zu schreien begann, so blies der Großmeister die Flöte und sprach: »Sein Laut stimmt mit dieser Tonart überein.« Und der Großtruchseß sprach: »Sein Geschmack wird dementsprechend diese Speise schätzen.« Daraufhin wählt man durch das[259] Orakel einen Rufnamen aus. Nach oben hin entnimmt man den Namen nicht einer Bezeichnung des Himmels, nach unten hin nicht einer Bezeichnung der Chthonischen, in der Mitte nicht einer Bezeichnung berühmter Berge und bekannter Flußläufe; man verletzt auch nicht die ländlichen Gewohnheiten. Darum ist der Name des Edlen schwer zu kennen und leicht zu vermeiden. Das ist ein Weg zur Ausübung der Gnade.

Quelle:
Li Gi. Düsseldorf/Köln 1981, S. 258-260.
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