|
[481] 1. Mit Ernst und Eifer singend laut,
Keuren Gutvertheiler an,
Um Hülfe Indra bei dem somareichen Fest,
ich ruf ihm einen Jubelgruss.
2. Er, den nicht aufhält wilder starker Feinde Schar,
den schlürfenden beim Somarausch,
Der achtend drauf, dem, welcher eifrig Soma presst,
dem Sänger preisenswerthes schenkt.
3. Der einer Pferdestriegel gleicht,
und goldnem Sporn, der kräftige,
Der Vritratödter Indra, er erschüttert stark
des rinderreichen Stalls Verschluss.
4. Der auch vergrabnen reichlich aufgehäuften Schatz
zuschüttet dem Verehrenden,
mit Füchsen fährt, und Blitze trägt und schönen Helm,
thu' Indra kräftig, was er will.
5. Welch Werk der Männer sonst dir auch
gefiel, o hochgelobter Held,
Das bringen wir, o Indra, allesammt dir dar
mit Opfer, Spruch und kräft'gem Wort.
6. Zum Rausch beim Soma, vielgerufner, blitzender,
o lichter Somatrinker, komm,
Sei du es, der dem Beter, wenn er Soma presst,
am meisten schönes Gut verleiht.
7. Wir haben ihn auch gestern schon
den blitzbewehrten hier getränkt,
In gleicher Weise bring auch heute ihm den Saft,
auf, dienet dem berühmten jetzt.
8. Sogar der Wolf, der wilde, welcher Schafe würgt,
er fügt in Indra's Ordnung sich;[481]
So komm, o Indra, freundlich her zu unserm Lob
geh vor mit schöner Achtsamkeit.
9. Wo ist das Heldenwerk, das nicht
von Indra wäre ausgeführt,
Wo Ruhmesthat, durch die der Vritratödter nicht
berühmt ist stets nach seiner Art?
10.480 Und ist nicht gross, unüberwindlich seine Kraft
des Vritratödters Uebermacht?
Die Geiz'gen all' und eigensücht'gen Wucherer,
dem Indra weichen sie an Kraft.
11. Wir tragen unvergleichliche
Gebete dir, o Indra, vor,
O vielgerufner Vritratödter, Blitzender,
wie Nahrung, wir, die emsigen.
12. Vielwirkender, dir streben viele Wünsche zu,
dich, Indra, ladend zum Genuss;
Auch durch des Feindes Spenden dring', o guter, her
o stärkster, höre meinen Ruf.
13. Wir Sänger, Indra, sind ja dein,
mit dir sind eng verbunden wir;
Denn ausser dir, o vielgerufner, mächtiger,
ist keiner, der uns Huld erweist.
14. Errette du aus dieser Noth uns und Gefahr,
beschütz vor Hunger uns und Fluch,
Mit Hülfe hilf und deiner treuen Sorge uns,
zu Glück uns führend, mächtigster.
(15. siehe Anhang.)
Buchempfehlung
»In der jetzigen Zeit, nicht der Völkerwanderung nach Außen, sondern der Völkerregungen nach Innen, wo Welttheile einander bewegen und ein Land um das andre zum Vaterlande reift, wird auch der Dichter mit fortgezogen und wenigstens das Herz will mit schlagen helfen. Wahrlich! man kann nicht anders, und ich achte keinen Mann, der sich jetzo blos der Kunst zuwendet, ohne die Kunst selbst gegen die Zeit zu kehren.« schreibt Jean Paul in dem der Ausgabe vorangestellten Motto. Eines der rund einhundert Lieder, die Hoffmann von Fallersleben 1843 anonym herausgibt, wird zur deutschen Nationalhymne werden.
90 Seiten, 5.80 Euro
Buchempfehlung
Zwischen 1765 und 1785 geht ein Ruck durch die deutsche Literatur. Sehr junge Autoren lehnen sich auf gegen den belehrenden Charakter der - die damalige Geisteskultur beherrschenden - Aufklärung. Mit Fantasie und Gemütskraft stürmen und drängen sie gegen die Moralvorstellungen des Feudalsystems, setzen Gefühl vor Verstand und fordern die Selbstständigkeit des Originalgenies. Michael Holzinger hat sechs eindrucksvolle Erzählungen von wütenden, jungen Männern des 18. Jahrhunderts ausgewählt.
468 Seiten, 19.80 Euro