|
In Vers 22 werden die Gewässer, mit denen der Soma durchspült wird, als dessen Gattinnen dargestellt.
1. Zum schatzberühmten Helden gehst
du auf, der Manneswerke wirkt,
O Sonne, zu dem Schleuderer.
2. Er, der mit seiner Armeskraft
die neunundneunzig Burgen brach,
Als Vritrafeind die Schlang' erschlug,
3. Indra, ergiesst als holder Freund,
wie eine Kuh, die reichlich strömt,
Uns Gut an Gerste, Ross und Rind.
(4. Wohin du feindetödtend heut,
o Sonne, aufgegangen bist,
Das, Indra, ist in deiner Macht.
5. Und wenn du hoch erhabner Fürst
»nicht werd' ich sterben« also denkst,
So ist auch dies dein Denken wahr.
6. O Indra, welche Tränke dir
bereitet werden fern und nah,
Zu denen allen gehst du hin.)
7. Ihm, diesem Indra, geben wir
zum Mord des grossen Vritra Kraft;
Der Held erweise sich als Stier.
8. Zur Gab' ist Indra angethan,
der stärkste ist in Rausch versetzt,
Er, licht und laut, dem Soma hold.[508]
9. Durch Sang bereitet wie der Blitz,
voll Kraft und unerschütterlich,
Erstand der hohe, unbesiegt.
10. Im Unwegsamen schaff uns Bahn,
liedholder Indra, hochgelobt,
Sobald du mächtiger es willst,
11. Du, dessen Plan und Willensmacht
niemand zu hemmen je vermag,
Nicht Gott, nicht Mensch, der vorwärts stürmt.
12. Und deine ungehemmte Macht
verehren beide Göttinnen,
Die Welten, helmgeschmückter du.
13. Du setztest diese helle Milch
in schwarz und rothe Küh' hinein
Und in die buntgefleckten auch.
14. Als vor des Drachens Ungestüm
die Götter alle flüchteten,
Und sie des Thieres Wuth ergriff,
15. Auch da war er Beschützer mir,
und Kraft erwies der Vritrafeind,
Unwiderstehlich, unbesiegt.
16. Den hehren, feindetödtendsten,
den Führer alles Menschenvolks
Fach' ich zu grosser Gab' euch an,
17. Durch diese Bitte voll Begier,
vielnam'ger, vielgepriesener,
So oft beim Soma du erschienst.
18. Achtsamen Sinnes sei er uns,
der Vritra schlägt und viele labt,
Der starke höre unser Flehn.
19. Mit welcher Hülfe willst du uns
erfreuen, o du starker Held?
Mit welcher? bring den Sängern sie.
20. An wessen Trank mag sich erfreun
der Stier mit seinem Vielgespann,
Der Vritrafeind zum Somatrunk?
21. Erfreuten Sinnes reiche bald
uns tausendfachen Reichthum dar,
Sei Spender dem Verehrenden.
22.506 Mit ihren Weibern gehn voll Lust
die Somasäfte zum Genuss,
Der Wasserfluten Buhle eilt.[509]
23.507 Es strömten Opfergüsse hin,
den Indra stärkend bei dem Fest,
Ins Läuterungsgefäss mit Macht.
24. Es fahre her der Füchse Paar
zum Mahl vereint, mit goldnem Haar,
Zu dieser aufgetragnen Kost.
25. Dir sind die Soma's hier gepresst,
gestreut der Sitz, o Glänzender,
Den Sängern fahr den Indra her.
26. Dir theil er Kraft und Himmelsglanz
und Schätze dem Verehrer zu,
Den Sängern stimmt den Indra hold.
27. Dir, Indra, bring ich Indrakraft,
dir alle meine Sprüche dar,
Kraftreicher, sei den Sängern hold.
28. O führe Heil auf Heil uns zu,
vielwirkender und Speis' und Trank,
O sei du, Indra, gnädig uns.
29. So bringe, thatenreicher du,
uns alles Wohlergehn herbei,
O sei du, Indra, gnädig uns.
30. Ja dich, o Feind vertilgender,
dich rufen Soma bringend wir,
O sei du, Indra, gnädig uns.
31. O komme mit den Füchsen her,
zum Soma, Herr der Tränke du,
Mit Füchsen komm zu unserm Trank.
32. Der als der Feind vertilgende
sich, Indra, reich an Thaten zeigt,
Mit Füchsen komm zu unserm Trank.
33. Denn du, o Vritratödter, bist's,
der diese Somasäfte trinkt,
Mit Füchsen komm zu unserm Trank.
(34. siehe Anhang.)
Buchempfehlung
Im Jahre 1758 kämpft die Nonne Marguerite Delamarre in einem aufsehenerregenden Prozeß um die Aufhebung ihres Gelübdes. Diderot und sein Freund Friedrich Melchior Grimm sind von dem Vorgang fasziniert und fingieren einen Brief der vermeintlich geflohenen Nonne an ihren gemeinsamen Freund, den Marquis de Croismare, in dem sie ihn um Hilfe bittet. Aus dem makaberen Scherz entsteht 1760 Diderots Roman "La religieuse", den er zu Lebzeiten allerdings nicht veröffentlicht. Erst nach einer 1792 anonym erschienenen Übersetzung ins Deutsche erscheint 1796 der Text im französischen Original, zwölf Jahre nach Diderots Tod. Die zeitgenössische Rezeption war erwartungsgemäß turbulent. Noch in Meyers Konversations-Lexikon von 1906 wird der "Naturalismus" des Romans als "empörend" empfunden. Die Aufführung der weitgehend werkgetreuen Verfilmung von 1966 wurde zunächst verboten.
106 Seiten, 6.80 Euro
Buchempfehlung
Romantik! Das ist auch – aber eben nicht nur – eine Epoche. Wenn wir heute etwas romantisch finden oder nennen, schwingt darin die Sehnsucht und die Leidenschaft der jungen Autoren, die seit dem Ausklang des 18. Jahrhundert ihre Gefühlswelt gegen die von der Aufklärung geforderte Vernunft verteidigt haben. So sind vor 200 Jahren wundervolle Erzählungen entstanden. Sie handeln von der Suche nach einer verlorengegangenen Welt des Wunderbaren, sind melancholisch oder mythisch oder märchenhaft, jedenfalls aber romantisch - damals wie heute. Michael Holzinger hat für den zweiten Band eine weitere Sammlung von zehn romantischen Meistererzählungen zusammengestellt.
428 Seiten, 16.80 Euro