VIII, 82. [702.] An Indra.[508] 505

In Vers 22 werden die Gewässer, mit denen der Soma durchspült wird, als dessen Gattinnen dargestellt.


1. Zum schatzberühmten Helden gehst

du auf, der Manneswerke wirkt,

O Sonne, zu dem Schleuderer.

2. Er, der mit seiner Armeskraft

die neunundneunzig Burgen brach,

Als Vritrafeind die Schlang' erschlug,

3. Indra, ergiesst als holder Freund,

wie eine Kuh, die reichlich strömt,

Uns Gut an Gerste, Ross und Rind.


(4. Wohin du feindetödtend heut,

o Sonne, aufgegangen bist,

Das, Indra, ist in deiner Macht.

5. Und wenn du hoch erhabner Fürst

»nicht werd' ich sterben« also denkst,

So ist auch dies dein Denken wahr.

6. O Indra, welche Tränke dir

bereitet werden fern und nah,

Zu denen allen gehst du hin.)


7. Ihm, diesem Indra, geben wir

zum Mord des grossen Vritra Kraft;

Der Held erweise sich als Stier.

8. Zur Gab' ist Indra angethan,

der stärkste ist in Rausch versetzt,

Er, licht und laut, dem Soma hold.[508]

9. Durch Sang bereitet wie der Blitz,

voll Kraft und unerschütterlich,

Erstand der hohe, unbesiegt.


10. Im Unwegsamen schaff uns Bahn,

liedholder Indra, hochgelobt,

Sobald du mächtiger es willst,

11. Du, dessen Plan und Willensmacht

niemand zu hemmen je vermag,

Nicht Gott, nicht Mensch, der vorwärts stürmt.

12. Und deine ungehemmte Macht

verehren beide Göttinnen,

Die Welten, helmgeschmückter du.


13. Du setztest diese helle Milch

in schwarz und rothe Küh' hinein

Und in die buntgefleckten auch.

14. Als vor des Drachens Ungestüm

die Götter alle flüchteten,

Und sie des Thieres Wuth ergriff,

15. Auch da war er Beschützer mir,

und Kraft erwies der Vritrafeind,

Unwiderstehlich, unbesiegt.


16. Den hehren, feindetödtendsten,

den Führer alles Menschenvolks

Fach' ich zu grosser Gab' euch an,

17. Durch diese Bitte voll Begier,

vielnam'ger, vielgepriesener,

So oft beim Soma du erschienst.

18. Achtsamen Sinnes sei er uns,

der Vritra schlägt und viele labt,

Der starke höre unser Flehn.


19. Mit welcher Hülfe willst du uns

erfreuen, o du starker Held?

Mit welcher? bring den Sängern sie.

20. An wessen Trank mag sich erfreun

der Stier mit seinem Vielgespann,

Der Vritrafeind zum Somatrunk?

21. Erfreuten Sinnes reiche bald

uns tausendfachen Reichthum dar,

Sei Spender dem Verehrenden.


22.506 Mit ihren Weibern gehn voll Lust

die Somasäfte zum Genuss,

Der Wasserfluten Buhle eilt.[509]

23.507 Es strömten Opfergüsse hin,

den Indra stärkend bei dem Fest,

Ins Läuterungsgefäss mit Macht.

24. Es fahre her der Füchse Paar

zum Mahl vereint, mit goldnem Haar,

Zu dieser aufgetragnen Kost.


25. Dir sind die Soma's hier gepresst,

gestreut der Sitz, o Glänzender,

Den Sängern fahr den Indra her.

26. Dir theil er Kraft und Himmelsglanz

und Schätze dem Verehrer zu,

Den Sängern stimmt den Indra hold.

27. Dir, Indra, bring ich Indrakraft,

dir alle meine Sprüche dar,

Kraftreicher, sei den Sängern hold.


28. O führe Heil auf Heil uns zu,

vielwirkender und Speis' und Trank,

O sei du, Indra, gnädig uns.

29. So bringe, thatenreicher du,

uns alles Wohlergehn herbei,

O sei du, Indra, gnädig uns.

30. Ja dich, o Feind vertilgender,

dich rufen Soma bringend wir,

O sei du, Indra, gnädig uns.


31. O komme mit den Füchsen her,

zum Soma, Herr der Tränke du,

Mit Füchsen komm zu unserm Trank.

32. Der als der Feind vertilgende

sich, Indra, reich an Thaten zeigt,

Mit Füchsen komm zu unserm Trank.

33. Denn du, o Vritratödter, bist's,

der diese Somasäfte trinkt,

Mit Füchsen komm zu unserm Trank.

(34. siehe Anhang.)

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 508-510.
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