III, 54. [288.] An alle Götter.

[95] 1. An Agni, 2-10. an Himmel und Erde (mit den Göttersitzen, 5. der Sonne, 6. den Aditisöhnen 10.), 11. an Savitar, 12. an Tvaschtar, Puschan, die Ribhu's, 13. an die Maruts und Sarasvati, 14. an Vischnu, 15. an Indra, 16. an die Ritter, 17. an alle Götter, 18. an die Aditja's, 19. 20. an mehrere Götter, 21. 22. an Agni.


1. Dies Preislied brachten fort und fort dem grossen,

dem preisenswerthen, festlichen die Sänger;

Es hör' uns Agni mit des Hauses Feuern,

mit Himmelsflammen hör' er unauslöschlich.

2. Laut sing' der Erd' ich und dem grossen Himmel,

begehrend geht mein Wunsch, des Weges kundig,

Bei ihrem Preise freuen sich die Götter,

die treuen bei den Festen mit den beiden.

3.67 Euch, Welten beide, sei das Opfer wirksam,

zu grossem Wohlstand mögt ihr uns voran gehn;

Dem Himmel weih' ich dies Gebet, der Erde,

durch Opferspeise komme ich zu Reichthum.

4. Denn euch ja wurden, o ihr heil'gen Welten

auch zugetheilt die alten Wahrheitkünder;

Und euch verehrten in der Schlacht die Männer,

im Kampf sich zeigend Himmel ihr und Erde.

5. Wer weiss es recht, wer mag es recht verkünden?

wo ist der Pfad, der zu den Göttern führet?

Zu sehen sind nur ihre tiefsten Sitze,

verborgen ihre höchsten Wirkungsstätten.

6. Sie schaute an der männerschau'nde Seher,

die seligen, im heil'gen Schooss besprengten;

Beseelt von gleichem Geiste machten beide

verschieden ihren Sitz, wie den des Vogels.

7. Gemeinsam und getrennt doch, unermesslich,

an festem Orte standen beide wachsam;

Und als zwei Schwestern immer jung verbleibend,

verkünden nun sie ihre Zwillingsnamen.

8. Sie halten alle Wesen auseinander,

sie wanken nicht, die grossen Götter tragend;

Bewegtes, festes, alles hegt die eine,

was geht und fliegt, das mannichfach geborne.

9. Das alte stets erwäg' ich aus der Ferne,

dies unser Stammen von dem grossen Vater,[95]

Wo anerkennend, wie gewohnt, die Götter

auf den gebahnten breiten Pfaden standen.

10. Euch sprech' ich aus, o Welten, dieses Loblied,

die feuerzung'nen, holden, mögen hören,

Die jungen weisen Varuna und Mitra,

die weitberühmten Herrscher, die Aditja's.

11. Dreimal des Tags nimmt Savitar am Fest theil,

mit schöner Zunge und mit gold'nen Händen;

O Savitar, zu Göttern drang dein Preis hin,

o schaff uns her die ganze Schar der Götter.

12. Gott Tvaschtar, schön an Händen, Werk und Beistand,

der heilige, gewähr' uns dies zur Hülfe;

Vereint mit Puschan trinkt zum Rausch, ihr Ribhu's,

den Pressstein hebend wirktet ihr beim Feste.

13. Mit lichtem Wagen, speerbewaffnet mögen

des Himmels Männer, wahrhaft, unermüdlich,

Die Maruts und Sarasvati uns hören;

ihr starken, hehren, gebt uns Schatz und Helden.

14. Zum wunderstarken Vischnu gingen preisend

die Lieder, jubelnd wie auf Glückes Wegen;

Der weithin schreitet, hoch, und dessen MütterA1

die jugendlichen, vielen, nimmer fehlen.

15. Versehn mit allen Heldenkräften, Indra,

durchdrang mit seiner Grösse beide Welten;

Der Burgen bricht, den Vritra niederschmettert,

zusammenraffend bring uns viele Heerden.

16. Die biedern sind mir Aeltern, hold den Ihren,

verwandt ist mir der Ritter theurer Name;

Ihr seid ja uns der Schätze Schatzverleiher;

die Gabe schützt ihr ungefährdet, huldreich.

17.68 Das ist, o weise, euer theures Wesen,

dass Götter alle ihr bei Indra weilet,

Vereint den lieben Ribhu's, vielgerufen,

macht unsre Bitte kräftig zum Erlangen.

18. Zu ehren sind uns Arjaman, Aditi,

untrüglich sind des Varuna Gesetze,

Entfernt von unserm Leben Kindermangel;

an Kindern reich und Vieh sei unser Wandel.

19. Als Götter Bote, immer neu geboren

verkünd uns sündlos in dem Rath der Götter;

Es hör' uns Erde, Himmel und Gewässer,

die weite Luft, die Sonne nebst den Sternen.[96]

20. Die starken Berge mögen uns erhören,

die festgegründet sich des Trunks erfreuen;

Es hör' uns Aditi mit ihren Söhnen,

die Marutschar verleihe sichern Schutz uns.

21. Stets sei der Pfad gebahnt und reich an Nahrung;

mit Meth besprengt, o Götter, die Gewächse;

Vertheilend, Agni, denk an meine Freundschaft

und führ zum Sitz mich nahrungsreicher Habe.

22. Geniess die Opfer, strahl herbei uns Nahrung

und miss uns zu, o Agni, reiche Schätze,

Besiege alle Feinde in den Schlachten,

und alle Tage leuchte wohlgesinnt uns.


Fußnoten

A1 (Nach Sājana) die Weltgegenden.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 95-97.
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