VI, 24. [465.] An Indra.

[255] 1. Stark ist bei Indra Rauschtrank, Lob und Sprüche,

bei Somaspenden stark der gier'ge Trinker;

Mit Spruch zu preisen ist von Männern Indra,

der Lieder Herr, der lichte, sicher helfend.

2. Der Siegesheld, der tapfre und der weise,

vernimmt den Ruf des Sängers weitbeschirmend,

Der Männer Lob, der gute, Dichter pflegend;

gelobt beim Opfer gibt der reiche Reichthum.

3.237 Wie beide Räder überragt die Achse,

so beide Welten, deine Gröss', o starker;

O vielgerufner wie des Baumes Zweige

entspriessen, Indra, deine vielen Hülfen.[255]

4.238 Sehr starker, kräft'ger, deine Kräfte gehen

zusammen wie der Rinderheerde Pfade;

Der Kälber Strängen gleichen, Indra, deine,

des Schenkers, ungebundne Angebinde.

5. Ein andres wirkt er heute, andres morgen,

was nicht ist, bringt zum Dasein plötzlich Indra,

Wie Mitra hier, wie Varuna und Puschan

ist er es, der des Feindes Macht bewältigt.

6.239 Von dir wie Wasser von des Berges Rücken

ging aus der Priester Schar mit Spruch und Opfer;

Drum, Indra, dich mit Liedern labend kamen

wie Rosse sie zum Wettlauf, liedumtönter.

7. Den Jahre nicht, noch Monde altern machen,

den nicht der Lauf der Tage abzehrt, Indra,

Auch dem erwachsnen wachse doch sein Leib noch,

wenn er durch Spruch gepriesen wird und Lieder.

8. Nicht beugt er sich dem Starren, noch dem Festen,

der Donnrer nicht vor frechem Dämondiener;

Auch hohe Berge sind dem Indra eben,

auch in der Tiefe findet festen Grund er.

9.240 In tiefem, weitem Krug, o krugbegabter,

reich Tränk' und Speisen uns, o Somatrinker,

Steh aufrecht bald, mit deiner Huld nicht säumend,

wenn erstes Licht sich zeigt im Morgendunkel.

10. Dem Führer hilf zu Kräftigung im Kampfe,

beschütze hier, o Indra, ihn vor Schaden;

Schütz ihn daheim vor Leid und in der Ferne;

froh sei'n wir, reich an Söhnen, hundert Winter.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 255-256.
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