IV, 38. [334.] An Dadhikra.

[146] Die beiden Gottheiten, welche in Vers 1 und 2 den Dadhikra den Menschen gaben, sind nach 335, 2 Varuna und Mitra, die ja auch die Sonne als ihr Auge an den Himmel setzten.


1. Ihr beide gabt ja einst die alten Gaben,

die Trasadasju dann verlieh den Menschen,

Ihr gabet den, der Fluren schenkt und Felder,

den Feindetilger, den gewalt'gen Sieger.

2. Ihr gabt das Ross, das viele Gaben spendet,

den Dadhikra, der allen Menschen zukommt,

Den schnellen bunten Adler, der dahinschiesst,

als preisenswerther Held, ein Fürst des Treuen.

3. Dem, wenn er läuft gleichwie im jähen Sturze,

ein jeder Mensch erfreut entgegen jubelt;[146]

Im Laufe strebt er, wie ein Held nach Beute,

den Wagen fördernd, fliegend wie der Sturmwind.

4.124 Der an sich reisst die Beute in den Schlachten,

der Gut gewinnt, der eilt, nach Kühen strebend,

Den Trank erblickend und die Opfer schauend,

vorbei am Bösen zu dem Werk des Frommen.

5. Ihm schreien nach die Feinde in den Schlachten,

wie einem Diebe, der das Kleid geraubt hat,

Wie einem Adler, der voll Gier herabfährt

auf schönes Gut und rinderreiche Heerde.

6. Zuerst hinstrebend nun zu diesen Stämmen,

kommt er herab in langen Wagenreihen,

Gleichwie ein Freier, kranzgeschmückt und prächtig,

Staubwolken leckend und das Stäubchen beissend.

7. Es kommt dies Ross, das sieggewohnte, heil'ge,

durch eigne Kraft bereit im Kampf zu helfen,

Mit Eile dringend zu den raschen Stämmen,

erregend Staub, ihn schüttelnd von den Brauen.

8. Vor seinem Donner, wie vor dem des Himmels,

erbeben alle Gegner, wenn er zürnet;

Und wenn er tausend auch auf eins bekämpfet,

unüberwindlich bleibt der mächt'ge Stürmer.

9. Und seinen Lauf bewundern alle Menschen,

die Uebermacht des schnellen Weltdurchdringers,

Und von ihm sagen die im Kampfe fliehen:

Dadhikra ist mit Tausenden entflohen.

10. Mit Kraft durchdrang Dadhikra alle Völker,

gleichwie die Sonne mit dem Licht die Lüfte,

Der schnelle Renner, hundert, tausend spendend,

belohn mit dem, was süss ist, diese Sprüche.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 146-147.
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