II, 23. [214.] An den Gebetes Herrn (Brihaspati.)[29] 20

1. Wir rufen dich den Scharenherrn der Scharen an,

den Weisen dich, der Weisen hochberühmtesten,

Als der Gebete Fürsten dich, Gebetes Herr,

mit Huld uns hörend setze dich auf deinen Sitz.

2. Die weisen Götter, himmlischer Gebetes Herr;

erlangten göttliche Verehrung erst durch dich;

Wie gross an Glanz die Sonne Morgenröthen zeugt,

so bist du Zeuger aller frommen Bitten auch.

3. Die Dunkel jagend und die grausig summenden,

besteigst den hellen Wagen du des Opferwerks,

Den hehren, welcher Feinde tilgt, Gebetes Herr,

Gespenster tödtet, Heerden schenkt und Glanz verschafft.

4. Durch schöne Leitung leitest, rettest du den Mann;

der dich verehret, nicht erreicht Bedrängniss den;

Die Andachthasser brennend, hemmst du ihre Wuth;

das ist, Gebets Herr, deine grosse Allgewalt.

5. Den trifft nicht Noth noch Misgeschick, von wo es sei,

nicht Feinde, nicht Zweizüngige bewält'gen ihn,

Von dem verjagst du alles was den Sinn bethört,

wen schönbehütend du Gebetes Herr beschirmst.

6. Sei du uns Hüter, Wege bahnend einsichtsvoll,

wir nahen deinem Dienste mit Gebeten uns;

Gebetes Herr, wer Tücke wider uns verübt,

die eigne tück'sche Frevelthat zermalme den.

7. Und den auch, der unschuld'ge uns beschädiget,

den schlechtgesinnten Sterblichen, den gier'gen Wolf,

Den, o Gebets Herr, wende ab von unserm Pfad,

und schaffe guten Zugang uns zum Göttermahl.

8. Dich, den Beschützer unsrer Leiber rufen wir,

Erretter du, der holdgesinnt für uns du sprichst;

Die Götterhasser stürz herab Gebetes Herr;

nicht Bösgesinnte lass erlangen höh're Huld.

9. Durch deinen Beistand, o Gebets Herr, mögen wir

empfahn der Menschen Güter, die begehrungswerth,

Die Bösen, die uns widerstreben fern und nah,

zermalme du, dass ihnen bleibe kein Besitz.

10. Durch dich erlangen wir die höchste Lebenskraft;

Brihaspati, durch dich, der viel gewinnt und schenkt;

Nicht herrsch ein böser, hinterlistger über uns;

wir gutgesinnten seien siegreich durch Gebet.

11. Ein Held bist du, der nimmer weichend eilt zum Kampf,

den Feind verbrennend, in den Schlachten sieggewohnt,[30]

Schuldrächer bist du, treugesinnt, Gebetes Herr,

auch des gewalt'gen, kraftbewussten Bändiger.

12.21 Wer gottvergessnen Sinnes zu beschäd'gen sucht,

und wer den Sänger, stark sich dünkend, tödten will,

Brihaspati, nicht treffe dessen Waffe uns,

lass tilgen uns den Zorn des frechen Bösewichts.

13. Den man in Kämpfen rufen, fromm verehren muss,

der eilt in Schlachten und erbeutet Preis auf Preis,

Ja, alle Feind' und hinterlist'gen Schädiger,

wie Wagen schlägt Brihaspati in Trümmer sie.

14. Mit schärfster Glut verbrenne der Gespenster Schar,

die der Verachtung dich, den krafterprobten, weihn;

Was rühmenswerthes dein ist, das mach offenbar,

Brihaspati zerspreng' die grausig summenden.

15. Brihaspati, was recht dem Frommen werth gilt,

was glänzend strahlt und wirksam unter Menschen,

Was kräftig leuchtet, heil'gen Werks entsprossner,

das schenke du als glänzenden Besitz uns.

16.22 Nicht gib uns hin den Dieben, die im Hinterhalt

heimtückisch lauernd nach der Nahrung lüstern sind;

Sich nicht im Herzen kümmern um der Götter Zorn,

Brihaspati, die achten auch der Lieder nicht.

17. Denn aus den Wesen allen brachte dich hervor

der weise Tvaschtar und aus allen Liedern dich;

Brihaspati, der Schulden rächt und Schuld verfolgt,

vertilgt die Hexen zu des grossen Rechtes Schutz.

18. Zu Liebe dir that auseinander sich der Berg,

als, Angiras, der Kühe Stall du öffnetest;

Im Bund mit Indra liessest du, Brihaspati,

die Wasserflut, die Finsterniss-umhüllte frei.

(19. siehe Anhang.)

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 29-31.
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