II, 24. [215.] An den Gebetes Herrn.

[31] Vers 6 und 7, welche, wieder an Vers 2-4 anknüpfend, schildern, wie der von den Schatzhütern, den Paṇi's, versteckte Schatz entdeckt und gewonnen wurde, sind hier dunkel und zusammenhangslos; es werden, wenn sie nicht einem andern Liede entnommen sind, hier Verse fehlen. Es scheinen die Eindringenden (Indra, Brihaspati und die uralten Sänger nach 934), durch die Paṇi's vermittels eines angezündeten Feuers getäuscht zu sein, bis Brihaspati (934, 11) die versteckten Schätze entdeckte und sie nun wieder in den mit dem Fels verschlossenen Berg eindrangen. Vers 12 ist eingeschaltet.


1. Nimm huldvoll an dies Opfer, welches dir gebührt,

mit diesem neuen grossen Lied verehren wir;[31]

Damit uns lobe dein Genosse hulderfüllt,

Brihaspati, lass uns gelingen das Gebet;

2. Der niederbeugte kräftig, was zu beugen ist,

in seinem Zorn zerschlug den Sitz des Çambara,

Erschütterte das Feste, der Gebetes Herr,

und einging in den schatzbegabten Wolkenberg.

3. Das war zu thun dem göttlichsten der Götterschar,

morsch ward das Feste und das Harte ward erweicht;

Die Küh' entführt' er, schlug den Vala durch Gebet,

verbarg das Dunkel, machte hell den Himmelsglanz.

4. Den Fels-verschlossenen Brunnen, den Brihaspati

mit Kraft erschloss, den strömenden von süssem Trank,

Ihn wahrlich tranken alle Himmelschauenden,

und gossen alle reichlich aus den Wasserborn.

5.23 Die Zeiten alle, alte und zukünftige,

durch Mond' und Herbste öffnen sie die Thore euch;

Und sonder Müh geht eine nach der andern hin,

den Zielen zu, die ihnen der Gebets Herr schuf.

6. Sie welche nahend hingelangten zu dem Schatz

der Schätzehüter, dem verborg'nen, herrlichsten,

Die Täuschung merkend gingen kundig sie zurück,

von wo sie kamen, um aufs neue einzugehn.

7. Die Täuschung merkend schritten wieder vor von dort

die frommen Weisen zu den grossen Pfaden hin,

Das Feuer von zwei Armen im Gestein entflammt,

das liessen sie zurück »kein fremdes ist es ja«.

8. Mit seinem Bogen, der mit starker Sehne schnellt,

trifft wo er wünscht und was er will, Brihaspati;

Des Männerschau'nden Pfeile, die er schiessen will,

gehn g'rade aus, zurückgezogen bis ans Ohr.

9. Er ist der Führer, der da sammelt und zerstreut,

er, hochgepriesen in der Schlacht, Brihaspati,

Wenn holdgesinnt mit Weisheit er den Schatz erringt,

dann, dann ja glüht die heisse Sonne recht zur Lust.

10. Gross, mächtig ist des Gabenreichen erste That,

erwünscht die reichen Gaben des Brihaspati,

Die von dem holden, schätzereichen man erlangt,

an denen beide, Götter sich und Menschen freun.

11. Der mächtig du im untern Opferplatze stets

gewachsen bist, erfreuend unter grossen du;

Er dehnte weit der Gott sich zu den Göttern aus

und dieses All umfasset der Gebetes Herr.

13.24 Und seinem Wort gehorcht der schnellsten Rosse Schar,

der tücht'ge Sänger trägt durch Weisheit Beute heim,[32]

Die Stolzen hassend treibt beliebig Schuld er ein,

er ist voll Kraft im Kampfe der Gebetes Herr.

14. Ihm, dem Gebets Herrn, ward nach Wunsch der Zorn zur That

als er zu thun das grosse Werk sich rüstete;

Die Kühe trieb er aus und gab dem Himmel sie,

der grosse Strom ergoss sich da ringsum mit Kraft.

15. Brihaspati, wir seien Wagenlenker stets

des schöngelenkten Schatzes, der an Labung reich;

O führe Helden uns auf Helden reichlich zu,

wenn durch Gebet gebietend meinem Ruf du nahst.

(12. siehe Anhang; 16 = 214, 19.)

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 31-33.
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