II, 10. [201.] An Agni, den hellentflammten.

[14] 1. Laut ruft zuerst uns Agni wie ein Vater,

am Opferplatz entzündet von dem Menschen

In Glanz gekleidet, weise und unsterblich,

des Rühmens werth und wie ein Ross zu striegeln.

2. Der hellentflammte Agni hör mein Rufen

bei allen Liedern, er, der ew'ge, weise;[14]

Den Wagen fahren schwarz und braune Rosse,

und weit sich breitend macht er feuerroth sie.

3. In der, die da lag, zeugten sie den schönen,

in vielgestalt'gen Müttern ruhte Agni,

Auch in der Kammer nicht umhüllt von Dunkel,

verweilt die Nacht durch, glanzbegabt, der weise.

4. Mit fettem Guss beträufle ich den Agni,

der sich zu allen Wesen hold gesellet,

Der breit sich ausdehnt, hoch durch Opfer aufsteigt,

den schönen, kräft'gen, der durch Speisen anschwillt.

5. Ihn, der sich rings nach allen Seiten hinkehrt,

beträufle ich, mit gnädgem Sinn geniess er's,

Gern putzt sich Agni wie ein schmucker Freier;

doch nah' ihm niemand, wenn die Flammen zucken.

6. Nimm wahr die Spende, stark gemacht durch Gaben,

wir preisen dich, den Boten für uns Menschen,

Den vollerwachs'nen Agni ruf' ich singend,

der süsses schenkt, mit Liederlust und Gaben.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1876, [Nachdruck 1990], Teil 1, S. 14-15.
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