I, 36. An Agni.

[37] Medhjatithi (Vers 10. 11. 17), Upastuta (V. 10. 17), Sohn des Vrischtihavja (941, 9), und wol auch Vrischan (V. 10) sind Sänger älterer Zeit, die gleichfalls dem Geschlecht des Kanva angehören.


1. Wir flehen euren Agni an,

mit schöngesprochnen Sprüchen ihn,

Der emsig wirkt für viele, für den treuen Stamm,

ihn, den ja andre preisen auch.

2. Die Menschen schafften Agni sich zum Kräftiger,

wir wollen opfernd dienen dir;

So sei du heut ein wohlgesinnter Helfer uns

bei diesen Opfern, trefflicher!


3. Dich wählen wir zum Boten uns,

zum Priester dich allwissenden;

Von dir, dem grossen, steigen rings die Flammen auf,

bis an den Himmel reicht dein Glanz.

4. Als alten Boten zünden dich die Götter an,

Varuna, Mitra, Arjaman;

Durch dich gewinnet alles Gut der Sterbliche,

der dir, o Agni, huldiget.


5. Der Menschen Bote, Hauses Herr,

ein Priester hold bist Agni du;

In dir vereinen alle festen Bräuche sich,

die von den Göttern eingesetzt.

6. In dich, o Agni, giesst man jeden Opfertrank,

in dich, den reichen, jüngster du!

So sei uns heute wohlgesinnt und künftighin;

die Götter ehr', die Heldenschar.


7. Den Selbstbeherrscher ehrend sitzt

um ihn mit Ernst der Beter Schar;

Die Menschen flammen Agni an durch Opferguss,

wenn ihre Feinde sie besiegt.

8. Sie nahmen, Feinde schlagend, Himmel, Erde, Meer,

und schafften Raum sich zum Besitz;

Zum Kanva kam der helle, der getränkte Stier,

im Kampfe wieherte das Ross.


9. So setz dich nieder, gross bist du,

erstrahle, Götternährendster,

Den rothen Rauch, o Opfrer Agni, sende aus,

den herrlichen, gepriesener![38]

10. O Opferfahrer, den als besten Opfrer dich

den Menschen gab die Götterschar,

und Kanva und Medhjatithi als Beuteherrn

und Vrischan und Upastuta.


11. Ihn Agni, den Medhjatithi,

den Kanva nach dem Brauch entflammt,

Ihn stärken diese Lieder, Agni stärken wir,

und seine Tränke leuchten hell.

12. Selbstherrscher, füll uns Reichthum zu, denn Agni du

bist mit den Göttern nah verwandt,

Und du verfügest über weitberühmtes Gut;

so sei uns hold, der gross du bist.


13. Steh aufrecht nun zu unserm Schutz,

erhaben wie Gott Savitar,

Erhaben als der Beute Spender, wenn wir dich

mit Opfer rufen und Gebet.

14. Und aufrecht schütz uns vor Gefahr durch dein Panier,

verbrenne jeden bösen Feind;

Lass aufrecht uns zum Wandern und zum Leben stehn,

den Göttern spende, was wir weih'n.


15. Schütz, Agni, uns vor dem Gespenst;

und vor des Feindes arger List,

Vor dem Verfolger, der uns nach dem Leben steht,

o jüngster, herrlich glänzender!

16.32 Glutzahniger, zerschlage mit der Keule rings

die Schlechten, jeden der uns hasst,

Der böse Mensch, der wüthend auf uns stürzt bei Nacht

mög' nimmer uns bewältigen.


17. Agni gewährte Heldenkraft,

dem Kanva Agni hohes Glück,

Agni und Mitra halfen dem Medhjatithi,

beim Spenden dem Upastuta.

18. Wir riefen Ugradeva, Turvaça, Jadu

durch Agni aus der Ferne her;

Auf hohem Wagen komme Navavāstva und

Turvīti her zur Feindesschlacht.


19. Dich, Agni, setzte Manus ein,

als Licht dem ganzen Menschenstamm,

Durch Recht erzeugt erstrahlest hoch bei Kanva du,

du den die Völkerschar verehrt.[39]

20. Des Agni lichte ungestüme Flammenschar,

ist furchtbar und unnahbar stets,

Die bösen Geister und die Zaubrer allesammt,

verbrenn' und jeden Dämon du.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 37-40.
Lizenz:

Buchempfehlung

Lohenstein, Daniel Casper von

Sophonisbe. Trauerspiel

Sophonisbe. Trauerspiel

Im zweiten Punischen Krieg gerät Syphax, der König von Numidien, in Gefangenschaft. Sophonisbe, seine Frau, ist bereit sein Leben für das Reich zu opfern und bietet den heidnischen Göttern sogar ihre Söhne als Blutopfer an.

178 Seiten, 6.80 Euro

Im Buch blättern
Ansehen bei Amazon

Buchempfehlung

Große Erzählungen der Frühromantik

Große Erzählungen der Frühromantik

1799 schreibt Novalis seinen Heinrich von Ofterdingen und schafft mit der blauen Blume, nach der der Jüngling sich sehnt, das Symbol einer der wirkungsmächtigsten Epochen unseres Kulturkreises. Ricarda Huch wird dazu viel später bemerken: »Die blaue Blume ist aber das, was jeder sucht, ohne es selbst zu wissen, nenne man es nun Gott, Ewigkeit oder Liebe.« Diese und fünf weitere große Erzählungen der Frühromantik hat Michael Holzinger für diese Leseausgabe ausgewählt.

396 Seiten, 19.80 Euro

Ansehen bei Amazon