X, 71. [897.] Die Macht des Wortes.[357] 374

Den zweiten und dritten Vers und ebenso die beiden letzten habe ich nach Roth's Vorgang (GKR. 162) vertauscht, den neunten Vers entfernt und die übrigen in ihrer Ordnung gelassen.


1. Brihaspati! als einst die Namengeber

des Wortes ersten Anfang vorwärts brachten,

Da that sich kund, was fleckenlos als Kleinod

in ihrem Herzen liebend sie geborgen.

3. Des Wortes Spur verfolgten sie mit Andacht,

und fanden es geborgen in den Dichtern;

Dort holten sie's, vertheilten hier und dort es;

nun singen sieben Sänger es im Chore.


2. Wo weise Männer sinnvoll Worte tauschen,

sie sichtend wie Getreide mit dem Siebe,

Da erst erkennt der Freund des Freundes Liebe,

des Lichtes Zeichen ruht auf ihrem Worte.

4. Manch einer sieht es und durchschaut das Wort nicht,

manch einer hört es und vernimmt es doch nicht,[357]

Dem andern gibt es willig sich zu eigen,

wie liebend dem Gemahl die schöne Gattin.


5. Der, sagt man, steh in seiner Gunst gepanzert,

man spornt ihn nicht zum Kampf in Wettgesängen;

Der wieder geht in unfruchtbarem Grübeln

und was er hört, bleibt ohne Frucht und Blüte.

6. Wer seinen Freund verlässt, den treugesinnten,

bei dessen Wort ist nimmermehr ein Segen;

Und was er hört, das hört er nur vergeblich;

denn unbekannt ist ihm der Pfad der Tugend.


7. Genossen auch mit gleichem Aug' und Ohre

sind ungleich doch in ihres Geistes Regung;

Die sind wie Seen an Mund und Schulter reichend,

und die wie seichte Wasser, gut zum baden.

8. Wenn Priester als Genossen Andacht üben

in Sprüchen, die aus Geistes Kraft erzeugt sind,

So bleibt an Weisheit einer weit dahinten,

und andre schreiten vor als echte Priester.


11. Der eine sitzt, der Lieder Blüten treibend,

der andre singt Gesang in vollen Weisen,

Der eine spricht gelehrt vom Sein der Dinge,

der andre misst des Opfers rechte Maasse.

10. Die Freunde freun sich alle ihres Freundes,

wenn herrlicher als Haupt der Dichter ankommt;

Er bessert ihre Fehler, hilft zum Wohlstand

und stellt sich selbst bereit zum Sänger-Wettkampf.

(9. siehe Anhang.)

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 357-358.
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