X, 72. [898.] Ursprung der Götter.

[358] Dakscha (Vers 4), d.h. die Kraft, und Aditi, d.h. die Unendlichkeit, entspringen gegenseitig auseinander. Des Eies Sohn (V. 8. 9), d.h. der Vogel, ist die Sonne, die hier als achter Sohn der Aditi aufgefasst wird, den sie bald (beim Sonnenuntergang) wegwirft, bald (bei Sonnenaufgang) wieder hervorholt. Das Lied ist, wie alle kosmogonischen, spätern Ursprungs.


1.375 Der Götter Ursprung wollen wir

verkünden mit Bewunderung

In Sprüchen nun, gesagt für den,

der sie erschau in spätrer Zeit.

2.376 Brahmanaspati schweisste da

dies All zusammen wie ein Schmied,[358]

Zur ersten Götterzeit entsprang

aus dem Nichtseienden das Sein.

3.377 Aus dem Nichtseienden entsprang

zur ersten Götterzeit das Sein;

Der Welten Räume gingen dann

hervor aus der Gebärerin,

4.378 Die Welt aus der Gebärerin,

der Welten Räume aus der Welt,

Dakscha entsprang aus Aditi,

aus Dakscha wieder Aditi.

5.379 Denn sie, die deine Tochter ist,

o Dakscha, Aditi entsprang,

Ihr nach entsprang der Götter Schar,

die seligen Unsterblichen.

6. Als dort ihr standet in der Flut,

o Götter, wohl befestiget,

Da flog von euch der dichte Staub

hinweg gleichwie vom Tanzenden.

7. Als dann wie starke Herrscher ihr,

o Götter, schwellen liesst die Welt,

Da hobt die Sonne ihr hervor,

die in dem Meer verborgen lag.

8. Acht Sähne sind's der Aditi,

die ihrem Leib entsprungen sind;

Den Göttern führt' sie sieben zu

und warf hinweg des Eies Sohn.

9. Sieb'n Söhne führte Aditi

dem alten Götterstamme zu;

Bald zur Geburt, zum Tode bald

bracht wieder sie des Eies Sohn.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 358-359.
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