A.

[303] Der Leib des Verstorbenen wird nicht verbrannt, sondern nur am Opferfeuer erwärmt, gleichsam gar gemacht. Er scheint mit Fett eingesalbt zu sein, theils, um ihn gegen das Verbrennen zu schützen, theils am das Opferfeuer mit Fett zu speisen (V. 7), die Seele des Verstorbenen soll durch Agni zur Geisterwelt getragen werden. Die meisten Verse sind an Agni gerichtet, an den Verstorbenen V. 3. 6. 7.


1.300 Verbrenn ihn nicht, verzehr ihn nicht, o Agni,

zersprenge nicht die Haut ihm und die Glieder;

Wenn du ihn gar gemacht, o Wesenkenner,

dann sollst du ihn zu unsern Vätern senden.

2.301 Wenn du ihn gar gemacht, o Wesenkenner,

dann sollst du ihn den Vätern übergeben

Wenn er zu jener Geisterwelt gelangt ist,

dann soll der Götter Unterthan er werden.

3. Zur Sonne geh dein Aug', dein Hauch zum Winde,

zur Erd' und Himmel geh nach deinem Sinne,

Geh ins Gewässer, wenn's dir dahin gut dünkt,

setz in die Pflanzen dich mit deinen Gliedern.

4. Der Bock gehört dir, den verbrenn mit Gluten,

den mög' dein Strahl verzehren, den die Flamme;

Doch diesen fahr mit deinen Heilsgestalten,

o Wesenkenner, hin zum Ort der Frommen.

5. Entlass ihn, Agni, zu den Vätern wieder,

der dir geweihet nun in Wonne wandert;[303]

In Kraft gekleidet mehre sein Geschlecht er,

verein' mit neuem Leib sich, Wesenkenner!

6. Wenn dich gebissen hat der schwarze Häher,

Ameise, Schlange oder auch ein Raubthier,

So möge Agni alles das dir heilen

und Soma, der die Priesterschar beseelt hat.

7. Bedecke Agni's Rüstung rings mit Butter,

umhüll sie ganz mit Fett und Opferschmalze;

Nicht soll der kecke, der der Glut sich freuet,

dich fest umklammern, um dich zu verbrennen.

8.302 Verletze nicht, o Agni, diese Schale,

die lieb den Göttern ist und Somapriestern,

Dies ist die Schal', aus der die Götter trinken,

aus ihr erlaben sich die ew'gen Götter.

9. Den Agni, der das Fleisch verzehrt, entfern' ich;

er geh zum Reich des Jama, Flecken tilgend;

Hier aber fahr der andre Wesenkenner

den Göttern Opfer zu, die Wege kennend.

10. Der Fleichverzehrer Agni, der ins Haus drang,

erblicke hier den andern Wesenkenner;

Zum Ahnenopfer hol' ich diesen Gott her,

er bring' den heissen Trank zum höchsten Sitze.

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 303-304.
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