X, 18. [844.] Leichenfeier.[305] 303

Im Gegensatze gegen die frühern Lieder, namentlich gegen 841 und 842 wird hier der Todte, an dessen Leichnam die Witwe trauert, und den der Priester durch ein Zeichen, eine Schutzwehr, einen zwischengelegten Stein, von der Lebenden scheidet, nachdem die[305] Witwe sich auf das Wort des Priesters von dem Leichnam des Gatten entfernt, und der Priester den Bogen aus seiner Hand genommen hat, ins Grab gelegt. Eigenthümlich ist in Vers 12 und 13 dies doppelte Dasein, das dem Verstorbenen beigelegt wird, das im Grabe und das in dem Himmel des Jama.


1. Zieh weit von hier, o Tod, auf deine Strasse,

die fern ist von dem gottbetretnen Pfade,

Ich sprech' zu dir, der Augen hat und höret,

Verletz uns nicht die Kinder noch die Männer.

2. Des Todes Spur verwischend, als ihr kamet,

und lange euer künft'ges Leben dehnend,

An Reichthum wachsend und an Schar der Kinder,

o fromme, werdet reinen Sinns und lauter.


3. Getrennt sind diese lebenden vom todten,

der Gottesdienst ward heute uns zum Heile;

Wir sind genaht bereit zu Tanz und Scherzen,

auf lange unser künft'ges Leben dehnend.

4. Die Schutzwehr setz' ich hier für die, die leben,

dass ihrer keiner lauf nach diesem Ziele,

Sie mögen hundert reiche Herbste leben,

durch diesen Stein den Tod von sich hinwegthun.


5. Wie Tag auf Tag in steter Reihe folget,

wie Zeit auf Zeit in gradem Weg dahingeht,

Die folgende sich eng der frühern anschliesst,

so bild', o Schöpfer, ihre Lebenstage.

6. Des Lebens Kraft erreicht zu hohem Alter,

wie viel ihr seid, zu einem Zug verbunden;

Der Gutes zeugt, mit euch vereinigt, Tvaschtar

verschaffe lange Dauer eurem Leben.


7. Mit fettem Oel und Salben mögen kommen

die Weiber hier, vermählt und nicht verwitwet,

Die Stätte mögen sie zuerst beschreiten,

die schöngeschmückten, ohne Leid und Thränen.

8. Erhebe dich, o Weib, zur Welt des Lebens;

du liegst vor dem, dess Hauch entflohn ist, komm nun;

Der deine Hand einst fasste und dich freite,

des Gatten Ehe hast du nun vollendet.


9. Den Bogen nehm' ich aus der Hand des Todten,

für uns zur Herrschaft, uns zu Glanz und Stärke;

Du dort und wir hienieden tapfre Helden,

wir wollen schlagen jedes Feindes Angriff.

10.304 Nun gehe ein zur mütterlichen Erde,

sie öffnet sich zu gütigem Empfange,[306]

Wie Wolle weich die Jungfrau reich an Gaben,

sie halt' dich fern vom Sitze des Verderbens.


12. Sich öffnend stehe fest ihm nun die Erde,

von tausend Pfeilern werde sie getragen,

Von Segen triefe dort ihm die Behausung,

und immer sei ihm dort ein schützend Obdach.

13. Rings um dich her befest'ge ich die Erde nun,

nicht schad' es mir, wenn ich die Scholle senk' herab;

Die Väter mögen diese Säule halten dir,

dort aber Jama dir bereiten einen Sitz.

(11. 14. siehe Anhang.)

Quelle:
Rig-Veda. 2 Teile, Leipzig 1877, [Nachdruck 1990], Teil 2, S. 305-307.
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