[454] (826 v. Chr.)
Kiāng und Hán geschwollen waren;1
Vorwärts strömten Kriegerschaaren.
Ohne Ruh'n und Müßigfahren
Suchten wir die Hoâi-Barbaren;2
Zogen aus mit unsern Wagen,
Ließen unsre Banner ragen,
Ohne Ruhen, ohne Zagen,
Hoâi's Barbaren fortzuschlagen.
Kiâng und Hán sich wogend schwangen;
Kühn zum Streit die Krieger drangen.
Ordnung ist durch's Reich ergangen;
König hat die Kund' empfangen.
Alles Land war nun in Frieden,
Fest des Königs Reich hienieden,
Aller Streit hinfort vermieden
Und dem König Ruh' beschieden.
Wo sich Kiāng und Hán ergießen,
König hat Scháo-Hù gehießen:
»Geh', die Länder aufzuschließen,
Meine Gränzmark auszuleih'n,
Ohne Drücken und Verletzen
Nach des Königslands Gesetzen
Im Begränzen, im Befrieden,
Bis hinaus an's Meer im Süden.«
[455]
König hat Scháo-Hù gehießen:
»Bist gegangen, war'st Vertheiler;
Und als Wên und Wù regierten,
War ein Scháo-Fürst auch ihr Pfeiler;
Ich, ein Kind, muß ihnen weichen,
Doch du bist des Scháo-Fürst Gleichen,
Durchbewährt ist dein Verdienst,
Das soll dir zum Glück gereichen.
Dir ein Opferscepter geb' ich3
Und ein Faß mit Hirsenweine;
That auch kund vor dem Patrone:4
Berg, Land, Feld sei dir zum Lohne.
Nimm in Tschēu dein Amt vom Throne,
Wie's dem Ahnherrn ward vom Throne.« –
Hù das Haupt zur Erde beugte:
»Tausend Jahr' dem Himmelssohne!«
Hù das Haupt zur Erde beugte,
Laut des Königs Huld bezeugte,
Ihn dem Ahnen gleich zu heben:5
»Himmelssohn mög' endlos leben!
Himmelssohn, so hoch erleucht't,
Dessen Ruhm kein End' erreicht,
Deine Herrschertugend zeige,
Daß sich alles Land ihr neige.«
Buchempfehlung
Ein reicher Mann aus Haßlau hat sein verklausuliertes Testament mit aberwitzigen Auflagen für die Erben versehen. Mindestens eine Träne muss dem Verstorbenen nachgeweint werden, gemeinsame Wohnung soll bezogen werden und so unterschiedliche Berufe wie der des Klavierstimmers, Gärtner und Pfarrers müssen erfolgreich ausgeübt werden, bevor die Erben an den begehrten Nachlass kommen.
386 Seiten, 11.80 Euro
Buchempfehlung
Biedermeier - das klingt in heutigen Ohren nach langweiligem Spießertum, nach geschmacklosen rosa Teetässchen in Wohnzimmern, die aussehen wie Puppenstuben und in denen es irgendwie nach »Omma« riecht. Zu Recht. Aber nicht nur. Biedermeier ist auch die Zeit einer zarten Literatur der Flucht ins Idyll, des Rückzuges ins private Glück und der Tugenden. Die Menschen im Europa nach Napoleon hatten die Nase voll von großen neuen Ideen, das aufstrebende Bürgertum forderte und entwickelte eine eigene Kunst und Kultur für sich, die unabhängig von feudaler Großmannssucht bestehen sollte. Für den dritten Band hat Michael Holzinger neun weitere Meistererzählungen aus dem Biedermeier zusammengefasst.
444 Seiten, 19.80 Euro