König Siuân's Krieg und Sieg.

[456] In Majestät und hocherleuchtet

Gebot der König seinem Rath,

Der da Nân-Tschúng zum Ahnherrn hat,

Hoâng-fù, dem Feldmarschall im Staat:

»Nun rüste meine sechs Armeen,

Und halt' mein Kriegsgeräth parat.

Laß Sorg' und Eifer nicht ermüden

Zum Frommen uns'rer Land' im Süden.«


Dann sprach der König zu dem Jîn:1

»Dieß gieb dem Fürst von Tschhîng Hiēu-fù bekannt:

Er ordne links und rechts den Marsch,

All' meiner Heere Commandant;

Er zieh' am Hoâi entlang den Strand,

Den Blick zum Lande Siû gewandt,

Ohn' Aufenthalt und Stillestand.

Der Feldbau gehe fort im Land.«2


Voll Majestät und Festigkeit

Ist der erhab'ne Himmelssohn.

Der König rückt bedachtsam vor,

Nicht hastig, noch im Zaudergange.[457]

Dem Siû-Land mehr und mehr wird bange,

Das Siû-Gebiet erbebt, erschrickt;

Als ob der Donner krach' und wüth',

Erbebt, erschrickt das Siû-Gebiet.


Der König, den sein Muth durchmannt,

Wie grimmerfüllt, wie zornentbrannt,

Schickt seine Tigerhelden vor,

Gleich wilden Tigern wuthgespannt;

Nimmt weit hinaus des Hoâi Gestade,

Ergreift Gefangne vielerhand,

Und schneidet ab den Weg zum Strand,

An dem das Heer des Königs stand.


Der Königsschaaren Überschwang,

Wie fliegend, wie beschwingt im Gang,

Und wie der Hán und wie der Kiāng,

Und wie des Berges breiter Fuß,

Und wie des Stromes Flutherguß,

Kommt langgereiht und festgefügt,

Und unvermuthet, unbesiegt,

Bis rings das Siû-Land ihm erliegt.


Des Königs Art war echt und treu.

Das ganze Siû-Land kam herbei.

Ganz Siû-Land sammelt sich schon;

So Großes that der Himmelssohn.

Ruh' ist das ganze Reich entlang;

Das Siû-Land kam zum Hofempfang.

Das Siû-Land bleibt nicht wieder aus.

Der König sprach: »Ziehn wir nach Haus!«

1

Der Jîn, dem hier die Publication des königlichen Beschlusses aufgetragen wird, ist jener Kĭ-fù aus dem Geschlechte der Jîn, der das 5. und 6. Lied dieses Zehent's gedichtet hat.

2

Dieser Vers heißt wörtlich: »Die drei Geschäfte sollen im Gang bleiben«. – Die von Tschū-hī erwähnte Meinung, daß hiermit die Geschäfte des Ackerbaues gemeint seien, hat auch das Khāng-hi'sche Wörterbuch angenommen, und Legge stimmt dem bei.

Quelle:
Schī-kīng. Heidelberg 1880, S. 456-458.
Lizenz:

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