Die prächtigen Bauten und Anlagen des Königs Wên.

[405] Als er den Wunderthurm ersonnen,1

Ersonnen und den Plan gemacht,

Hat alles Volk sich dran begeben;

Kein Tag – und Alles war vollbracht.

Anhub er mit: »Nicht hastet euch!«

Doch alles Volk kam, Kindern gleich


Im Wunderpark der König war,

Wo Hirsche ruhten Paar bei Paar,

Gar fette Hirsche, glatt von Haar,

Und weiße Vögel glänzten klar.

Der König war am Wunderteiche;

Wie wimmelte der Fische Schaar!


Am bunten Rechen über Stangen2

Sah Pauken man und Glocken hangen.

Wie Pauk' und Glock' harmonisch klangen!

Wie froh vom Inselsaal empfangen!3


Wie Pauk' und Glock' harmonisch klangen,

Wie froh vom Inselsaal empfangen,

Wenn Kläng' aus Eidechspauken drangen,4

Die Blinden spielten nach Verlangen!5

1

Thurm, Park und Teich haben das Prädicat »lîng«, was geistig, überirdisch, wunderbar bedeutet. »Lîng thâi« heißt insbesondere das kaiserliche Observatorium.

2

Die Pauken und Glocken hingen an einer gezahnten buntbemalten Querstange, welche von Pfosten getragen wurde.

3

Der Inselsaal (pĭ jūng) war das von einem Wassergraben umgebene Gebäude, in welchem die Jugend des Königshauses unterrichtet wurde.

4

Pauken, mit der Haut großer Eidechsen bespannt.

5

Das Corps der Musiker bestand aus Blinden. Wahrscheinlich fand sich nach den beiden ersten Strophen ursprünglich eine dritte, ebenfalls aus sechs Versen bestehend, nehmlich aus der jetzigen dritten Strophe und den beiden letzten Versen der vierten.

Quelle:
Schī-kīng. Heidelberg 1880, S. 405-406.
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