Lied der Jägermeister nach einer Jagd des Königs mit Gästen und Fremden.

[288] Am ungraden Tage, der günstigen Zeit,1

Da hat man geopfert, Gebete geweiht.

Jagdwagen, sie waren auf's beste bereit,

Und Hengstgespanne von Dauerbarkeit,

Zu fahren hinauf zu den Berghöh'n weit,

Und zu folgen den Rudeln auf hoher Heid'.


Am siebenten Tage, als günstig erkannt,2

Da haben wir unsere Rosse gewandt,

Und dort, wo des Wildes vereinigter Gang,

Wo Hindin und Hirsch in Haufen sich fand

Das Ufer des Thsĭ und des Thsiü entlang,

Dort nahm der Himmelssohn seinen Stand.


Und als wir hinab in die Ebene sah'n,

Da waren an Menge sie gar ungemein;

Sie rannten, sie schritten gemächlich darein,

Die einen in Rudeln, die andern zu Zwei'n.

Da führten wir all' die Gehülfen hinein,

Ein Fest dem Himmelssohne zu weih'n.
[289]

Und als wir unsere Bogen gespannt,

Und unsere Pfeil' auf die Sehnen gestellt,

Da schossen wir hier die geringere Sau,

Und ein Nashorn groß ward dorten gefällt.

Die wurden den Gästen und Fremden verlieh'n,

Und Süßweinspende dazu gesellt.3

1

Die Tage von ungerader Zahl galten, wie noch jetzt in China, für glückliche Tage. – Die zweite Strophe bezeichnet als günstigen Tag den »Kēng-wù«, welches der siebente Tag des sechzigtägigen Cyclus ist. (Siehe Ideler, Zeitrechnung der Chinesen, p. 6.)

2

Geopfert, chin.: »pĕ«, was das dem Schutzgeist der Pferde gebrachte Opfer bezeichnet.

3

Der Süßwein wurde zuvörderst den Gestern ausgegossen.

Quelle:
Schī-kīng. Heidelberg 1880, S. 288-290.
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