Feldersegen für die Ahnenopfer.

[349] Ja, dieses ist das Südgebirge,

Das Jü in Urbarkeit versetzt.1

Erschlossen wurden Höh'n und Flächen,

Gefeldert vom Urenkel jetzt.2

Wir gränzten ab, wir theilten ein,

Gen Süd und Ost gab's Länderei'n.


Es wölkte sich der Himmel droben

Und dichte Schneegestöber stoben

Und Rieselregen ward darauf gesprengt.

Von ihm beströmt, von ihm getränkt,

Von ihm durchnäßt und überschwenkt,

Ward aller Frucht Gedeih'n geschenkt.


Wol eingetheilt sind Gränz' und Rain,

Und Hirsen fanden reich Gedeih'n.

Die erntet der Urenkel ein,

Um zu bereiten Speis' und Wein;

Sie Todtenknab' und Gast zu geben,3

Zehntausend Jahre lang zu leben.
[350]

Im Felde steh'n die Häuselein,

Melonen steh'n an Gränz' und Rain;

Die schneidet man, die macht man ein,

Den hohen Ahnen sie zu bringen,

Daß der Urenkel lange leb',

Ihn Himmelssegen mög' umringen.


Er opfert den geklärten Wein,

Und folgt dem rothen Stier herein,

Den hohen Ahnen sie zu weih'n;

Greift nach dem klingelnden Stilette,4

Zu weisen, was für Haar er hätte,5

Und nimmt von seinem Blut und Fette.


Das opfert er, das bringt er dar,

Zu angenehmem Wolgeruche.

Beim Opferdienst, gar feierbar,

Zieht herrlich ein der Ahnen Schaar,

Und lohnet ihn mit großem Segen,

Mit Leben bis zum fernsten Jahr.

1

Die Entwässerung und Beurbarung des Landes wird immer auf den alten Kaiser Jü (2204-2196) zurückgeführt.

2

Der Urenkel ist derjenige Nachkomme, der den Ahnen die Opfer bringt, von denen im Folgenden die Rede ist.

3

Vgl. das vorige Lied.

4

Dieß Stilett (tāo) ist ein dolchartiges Messer, das mit klingelnden Schellen am Griffe verziert ist.

5

Wörtlich: »um offenzulegen sein Haar«, um zu zeigen, daß es durchaus die vorgeschriebene Farbe habe.

Quelle:
Schī-kīng. Heidelberg 1880, S. 349-351.
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