II. Tadiw (Tad eva, Vâj. Samh. 32,1-12).

[832] Vgl. zur Erklärung dieses Liedes Allg. Gesch. d. Phil. I, 291-294, und in betreff der eingeschobenen Verse ebenda S. 132-133. 191.


1. Das ja ist Agni, Âditya,

Das ist Vâyu und Candramas,

Das ist das Reine, das Brahman,

Die Wasser und Prajâpati.


2. Alle Zeitteile entsprangen

Aus dem Blitze (Kena 29), dem Purusha;

Nicht in der Höhe, noch Breite,

Noch Mitte ist umspannbar er.


3. Nicht ist ein Ebenbild dessen,

Der da heisst grosse Herrlichkeit.

1Als goldner Keim ging er hervor zu Anfang;

Geboren kaum, war einziger Herr der Welt er;

Er festigte die Erde und den Himmel, –

Wer ist der Gott, dass wir ihm opfernd dienen?


2Der, wenn sie atmet, wenn sie schliesst die Augen,

Die Lebewelt regiert als einz'ger König,

Zweifüssler hier beherrschend und Vierfüssler, –

Wer ist der Gott, dass wir ihm opfernd dienen?


3Durch dessen Macht dort die beschneiten Berge,

Das Meer, der Weltstrom ist, von dem sie fabeln,

Des Arme dort die Himmelspole sind, –

Wer ist der Gott, dass wir ihm opfernd dienen?


[833] 4Der Odem gibt und Kraft gibt, er, dem alle,

Wenn er befiehlt, gehorchen, auch die Götter,

Des Abglanz das Unsterbliche, der Tod ist, –

Wer ist der Gott, dass wir ihm opfernd dienen?


5Nicht schäd'ge er uns, der der Erde Schöpfer,

Der auch den Himmel schuf, wahrhaft an Satzung,

Der auch erschuf die glanzreich grossen Wasser, –

Wer ist der Gott, dass wir ihm opfernd dienen?


6Er, über dem nichts Höh'res ist vorhanden,

Der eingegangen in die Wesen alle,

Prajâpati, mit Kindern sich beschenkend,

Durchdringt die drei Weltlichter sechzehnteilig.


7Indra, der Fürst, und Varuṇa, der König,

Die schufen für dich diesen [Soma-]Trank zu Anfang;

Sie trinken beide, und ich trinke ihnen nach,

Die Göttin Rede labe an dem Soma sich.


4. Er ist der Gott in allen Weltenräumen,

Vordem geboren und im Mutterleibe;

Er ward geboren, wird geboren werden,

Ist in den Menschen und allgegenwärtig.


5. Er, der entstanden ist vor allem andern,

Der sich zu allen Wesen umgestaltet,

Prajâpati, mit Kindern sich beschenkend,

Durchdringt die drei Weltlichter sechzehnteilig.


6.8 Durch den der Himmelsraum, der Erde Festen,

Der Sonne Glanz, das Firmament gestützt sind,

Und der im Mittelreich den Luftraum ausmisst, –

Wer ist der Gott, dass wir ihm opfernd dienen?


7.9Zu dem aufschau'n die Kämpfer beider Heere,

Auf Hilfe bauend, sorgenvollen Herzens,[834]

Aus dem aufgeht und fernhin strahlt die Sonne, –

Wer ist der Gott, dass wir ihm opfernd dienen?


10Als ehemals die grossen Wasser kamen,

Die allkeimschwangern, die das Feuer zeugten,

Ging er daraus hervor als Lebenshauch der Götter, –

Wer ist der Gott, dass wir ihm opfernd dienen?


11Der machtvoll selbst die Wasser überschaute,

Die kräfteschwangern, die das Opfer zeugten,

Er, der der einzige Gott war von den Göttern, –

Wer ist der Gott, dass wir ihm opfernd dienen?


8.12Der Vena schaut das Höchste, das verborgen,

In dem die ganze Welt ihr einzig Nest hat,

Einheits- und Ausgangspunkt der Welt, den Wesen

Allgegenwärtig ein- und angewoben.


9. Des Ew'gen kundig künde der Gandharva

Sein als Welt ausgebreitetes Geheimnis;

Drei Viertel davon bleiben uns verborgen,

Wer diese weiss, wäre des Vaters Vater.


10. Er, der verwandt uns, Vater und Vorseher,

Kennt die Wohnstätten und die Wesen alle;

Da wo die Götter, Ewigkeit erlangend,

Zum dritten Weltraume empor sich schwangen.


11. Umwandelnd alle Wesen, alle Welten,

Umwandelnd alle Gegenden und Pole,

Drang durch er zu der Ordnung Erstgebornem,

Ging ein mit seinem Selbste in das Selbst er.


12. Mit eins umwandelt hat er Erd' und Himmel,

Umwandelt Welten, Pole und das Lichtreich;

Er löste auf der Weltordnung Gewebe:

Er schaute es und ward es, denn er war es.
[835]

13.13Der Stätte wunderbaren Herrn,

Den liebenswerten Indrafreund

Rief ich um Gut und Weisheit an. Svâhâ!


14. Die Weisheit, die der Götter Schar,

Und die die Väter schätzen hoch,

Mit dieser Weisheit mögst du heut,

O Agni, weise machen mich! Svâhâ!


15. Weisheit verleih' mir Varuṇa,

Weisheit Agni, Prajâpati,

Weisheit mög' Indra und Vâyu,

Weisheit der Schöpfer mir verleih'n. Svâhâ!


16. Brahmanenstand und Kriegerstand

Beglücke beide hier mein Glück;

Die Götter mögen mir verleihen höchstes Glück!

Dir, o Glück, Svâhâ!


Fußnoten

1 Ṛigv. 10,121,1.


2 Ṛigv. 10,121,3.


3 Ṛigv. 10,121,4.


4 Ṛigv. 10,121,2.


5 Ṛigv. 10,121,9.


6 Vâj. Samh. 8,36.


7 Vâj. Samh. 8,37.


8 Ṛigv. 10,121,5.


9 Ṛigv. 10,121,6.


10 Ṛigv. 10,121,7.


11 Ṛigv. 10,121,8.


12 Die ursprüngliche Fassung dürfte Atharvav. 2,1,1 (Allg. Gesch. d. Phil. I,253) sein, die obige Modifikation scheint schon unter dem Einflusse von Bṛih. 3,6. 8 (oben S. 437. 444) zu stehen.


13 Ṛigv. 1,18,6.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 832-836.
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