Dritter Khaṇḍa.

[784] Die vier Zeilen der Nṛisiṅhaformel entsprechen den vier Moren des Om-Lautes (a, u, m, Halbmora), enthalten daher, ebenso wie diese, den Turîya in sich und werden dadurch zum Mittel, sich von der Welt zum Turîya zu erheben, die ganze Welt in dem Turîya zu absorbieren.


Fürwahr, was an diesem Om-Laute die erste Mora ist, das ist die erste Zeile [der Nṛisiṅhaformel]; die zweite entspricht der zweiten, die dritte der dritten; die vierte Mora ist ihrem Wesen nach Eingewoben, Bejaher, Bejahung, Indifferenz; indem man mit ihr den vierwesentlichen Turîya aufsucht und mit der vierten Zeile, soll man mittels derselben in den Turîya meditierend [die Welt] hineinschlingen.[784]

Fürwahr, von diesem Om-Laute1 »die erste Mora, die Erde, ist der a-Laut. Er ist, aus Versen bestehend, der Ṛigveda, ist Brahmán, die Vasu's, die Gâyatrî, das Gârhapatyafeuer.«

Dieses ist die erste Zeile [des Spruchkönigs]. Derselbe ist aber in allen Zeilen vierwesentlich vermöge des Groben, Feinen, Samens und Zuschauers.

»Die zweite Mora, der Luftraum, ist der u-Laut. Er ist, aus Opfersprüchen bestehend, der Yajurveda, ist Vishṇu, die Rudra's, die Trishṭubh, das Dakshiṇafeuer.«

Dieses ist die zweite Zeile [des Spruchkönigs]. Derselbe ist aber in allen Zeilen vierwesentlich vermöge des Groben, Feinen, Samens und Zuschauers.

»Die dritte Mora, der Himmel, ist der m-Laut. Er ist, aus Liedern bestehend, der Sâmaveda, ist Rudra, die Âditya's, die Jagatî, das Âhavanîyafeuer.«

Dieses ist die dritte Zeile [des Spruchkönigs]. Derselbe ist aber in allen Zeilen vierwesentlich vermöge des Groben, Feinen, Samens und Zuschauers.

»Die vierte, die Halbmora, die am Ende der Silbe ist, ist die Somawelt, der Om-Laut. Er ist, aus Atharvanliedern bestehend, der Atharvaveda, ist das Weltuntergangsfeuer, die Marut's, die Virâj, der Höchstweise, die glänzende« genannt.

Dieses ist die vierte Zeile [des Spruchkönigs]. Derselbe ist aber in allen Zeilen vierwesentlich vermöge des Groben, Feinen, Samens und Zuschauers.

Alle Mâtrâ's in jeder einzelnen Mâtrâ wiederfindend, soll man, den als Eingewoben, Bejaher, Bejahung und Indifferenz Gestalteten meditierend, [die Welt in ihn] hineinschlingen; – so wird man weise, unsterblich, bewusstseinopfernd, rein, eingekehrt und frei von Hemmungen.

Indem man desselben [des Âtman] durch Hemmung des Atems inne wird, die ganze Welt hienieden aufgibt und sich völlig frei von der Vielheitsausbreitung macht, so wird man[785] zu dem ganzen, fundamenthaften Vierwesentlichen, der aus Amṛitam besteht, zu dem Vierwesentlichen, der aus dem Weltall besteht.

Dann soll man auf dem grossen Throne [des eigenen Innern] diesen viermalsiebengestaltigen, vierwesentlichen Âtman mitsamt seinem Gefolge auf dem Grundfeuer (Bṛih. 5,9) als den feuerartigen Omlaut aufsetzen, nämlich

den [als Erde, a-Laut, Ṛigveda, Brahmán, Vasu's, Gâyatrî, Gârhapatya] siebenfachen, vierwesentlichen a-Laut als Brahmán in dem Nabel,

den [als Luftraum, u-Laut, Yajurveda, Vishṇu, Rudra, Trishṭubh, Dakshiṇa] siebenfachen, vierwesentlichen u-Laut als Vishṇu in dem Herzen,

den [als Himmel, m-Laut, Sâmaveda, Rudra, Âditya's, Jagatî, Âhavanîya] siebenfachen, vierwesentlichen m-Laut als Rudra zwischen den Brauen,

den [als Somawelt, Om-Laut, Atharvaveda, Weltuntergangsfeuer, Marut's, Virâj, Höchstweisen] siebenfachen, vierwesentlichen, [als Inbegriff aller vorherigen] viermalsiebenfachen, vierwesentlichen Om-Laut als Sarveçvara am Ende dieser zwölf [der je vierwesentlichen Laute a, u, m], und

den [wie vorher] siebenfachen, vierwesentlichen, [wie vorher] viermalsiebenfachen, vierwesentlichen, aus Wonne und Amṛitam bestehenden Praṇava [den Om-Laut mitsamt seinen Bestandteilen] am Ende die ser sechzehn [der je vierwesentlichen Laute a, u, m, om].

Darauf soll man mit dem aus Wonne und Amṛitam bestehenden [Praṇava] jene [Brahmán, Vishṇu, Rudra, Maheçvara] in vierfacher Weise verehren, sowie auch speziell den Brahmán, den Vishṇu und den Rudra, alle drei als gesondert und wiederum alle drei als nichtgesondert, nachdem man sie in Form ihrer Attribute in vierfacher Weise mit Darbringungen verehrt, als attributlose [caturdhâ, 'li gân, Telugudruck] zusammenfassen, sodann mit der Glut [des erwähnten Grundfeuers] den dreifachen [groben, feinen und samenartigen] Leib durchdringen, den in ihnen seinen Standort habenden Âtman entflammen, und, auf jene Glut, welche aus der Geistigkeit des Âtman stammt, als eine Kraft sich stützend, mittels der Qualitäten[786] [grob, fein, ursächlich] die Einheit [zunächst] in dem [kosmischen] Grossgroben herstellen, dann das Grossgrobe im Grossfeinen, das Grossfeine im Grossursächlichen zusammenfassen und, indem man mittels der Moren das als Eingewoben, Bejaher, Bejahung und Indifferenz Gestaltete meditiert, [die Welt in dasselbe] hineinschlingen.

Fußnoten

1 Das Folgende ist aus Nṛisiṅhapûrvat. 2,1, oben S. 760, wie dieses wiederum aus Atharvaçikhâ 1, oben S. 727, entlehnt.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 784-787.
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