Vierter Khaṇḍa.

[207] 26. »Das ist das Brahman«, sprach sie, »das Brahman, welches jenen Sieg erfocht, ob des ihr euch brüstet!« – Da erst erkannte er, dass es das Brahman war.

27. Darum, fürwahr, sind diese Götter gleichsam erhaben über die andern Götter, nämlich Agni, Vâyu und Indra. Denn sie hatten das Brahman am nächsten berührt, sie [und unter ihnen wieder Indra] hatte es zuerst erkannt, dass es das Brahman war.

28. Darum, fürwahr, ist Indra gleichsam erhaben über die andern Götter, denn er hatte das Brahman am nächsten berührt, er hatte es zuerst erkannt, dass es das Brahman war.


29. Über selbiges ist diese Unterweisung. Was an dem Blitze das ist, dass es blitzt und man ruft »ah« und schliesst die Augen, – dies, dass man »ah« ruft [ist seine Unterweisung] in bezug auf die Gottheit.

30. Nun in bezug auf die Seele. Wenn etwas gleichsam eintritt in den Geist, dass man dadurch sich erinnert an etwas im Augenblick, dieses Vorstellen [ist seine Unterweisung].6

31. Selbiges heisset mit Namen: »Nach-ihm-das-Sehnen«; als »Nach-ihm-das-Sehnen« soll man es verehren. Wer selbiges als solches weiss, zu dem wohl sehnen hin sich die Wesen alle.

32. Sagst du noch: »Lehre mich die Upanishad«, so antworten wir: Gelehrt ist dir die Upanishad, denn wir haben dir die geheimnisvolle Lehre von dem Brahman verkündigt.

33. Die Busse, die Bezähmung, das Werk, das sind ihre Grundlagen [die sie voraussetzt], die Veden bilden alle Glieder (Taitt. 2,3) derselben, die Wahrheit, das ist ihr Stützpunkt.

34. Wahrlich, wer dieselbe also weiss, der wehret dem Bösen und in der unendlichen Himmelswelt, der unüberwindlichen [ajyeye mit M. Müller] ist er gegründet, – ist er gegründet.

Fußnoten

1 Über das Talavakâra-(Jaiminîya-)brâhmaṇam und die fünf Bücher, aus denen es besteht, vgl. oben S. 62. Ausser dem fünften Buche Ârsheya-brâhmaṇam) liegt jetzt auch das vierte in Text und Übersetzung von Hanns Oertel (Journal of the American Or. Soc., vol. XVI, 1894) vor. Dasselbe führt den Spezialtitel: Upanishad-brahmaṇam, d.h. Wohl: »Das Brâhmaṇam der Geheimsinne«, und ist reichhaltiger, als die Mitteilungen Burnell's (bei M. Müller, Up. I, p. XC, oben S. 62) darüber vermuten liessen. Ganz in der Weise der Âraṇyaka's des Ṛigveda und Yajurveda ergeht es sich in allegorischen, durch Legenden belebten Betrachtungen über den geheimen Sinn (upanishad) von om, udgîtha, gâyatrî usw., über das sâman und seine verschiedenen Teile und Arten, über die Entstehung des prâṇa und sein Eingehen in den Menschen (4,22 fg.). Hierbei berührt es sich in Stoff und Ausführung oft nahe mit den ersten Büchern der Chândogya-Upanishad, zu der es sich ganz ähnlich verhält, wie zur Kaushîtaki-Upanishad das Aitareya-Âraṇyakam; und wie dieses in seine allegorischen Betrachtungen die kleine aber bedeutende Aitareya-Upanishad eingebettet enthält, so das Talavak. Up. Br. die nicht weniger wertvolle Kena-Upa nishad.


2 Parallel ist Bṛih. 4,4,18. Die beste Erklärung beider Stellen, vielleicht auch das Vorbild derselben, ist Chând. 8,12,4.


3 Vgl. Îçâ 10. 13.


4 Es will dem Schüler nicht in den Kopf, dass das Wissen von Brahman darin besteht, dass man es nicht weiss.


5 Vgl. Bṛih. 4,4,14.


6 Das zeitlose Brahman hat sein Symbol in der Natur an dem momentanen Blitze, in der Seele an dem momentanen Vorstellungsbilde.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 207-208.
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