Zehnter Anuvâka (Atharva-Rez. 8,3-10,8).

[247] 1.19 Des Kleinen Kleinstes und des Grossen Grösstes,

Wohnt er als Selbst im Herzen dem Geschöpf hier;

Den willensfreien schaut man, fern von Kummer,

Durch Gottes Gnade als den Herrn, als Grösse.


2.20 Sieben Organe sind aus ihm, mit sieben

Flammen als Zungen und Brennhölzern sieben;

Und sieben Welten sind, in die sie schweifen

Aus ihrer Höhle, wo versteckt je sieben.


3.21 Aus ihm sind Weltmeere und alle Berge,

Aus ihm die Ströme rinnen allgestaltig,[247]

Aus ihm sind alle Pflanzen, alle Säfte,

Weil er entsprang, als innres Selbst einwohnend.


4.22 Brahmán unter Göttern, Genius unter Dichtern,

Ṛishi unter Priestern, Büffel unter Tieren,

Adler unter Geiern, Axt unter Waldesbäumen,

Geht er als Soma rauschend durch die Seihe.


5.23 Die eine Ziege, rot und weiss und schwärzlich,

Wirft viele Junge, die ihr gleichgestaltet;

Der eine Bock in Liebesbrunst bespringt sie,

Der andre Bock verlässt sie, die genossen.


6.24 Im Äther ist Sonnenschwan er, Vasu in der Luft,

Am Opferbette Hotar, auf der Schwelle Gast,

Er weilt in Mensch und Weite, im Gesetz, im Raum,

Entspringt aus Wassern, Rindern, Recht, Gebirg' als grosses Recht.


7.25 Höher als welcher kein Geschöpf und nichts war,

Der eingegangen ist in alle Welten,

Der Wesenherr (prajâpati), eins worden mit den Wesen,

Durchdringt die drei Weltlichter sechzehnteilig.


Die folgenden, auch im Oupnekhat übergangenen Verse 8-18 sind, mit einigen Varianten, im Ṛigveda zu finden:


Vers8= Ṛigv. 1, 22, 7

Vers9-10= Ṛigv. 5, 82, 4-5.

Vers11-13= Ṛigv. 1, 90, 6-8.

Vers14= Ṛigv. 2, 3, 11.

Vers15-18= Ṛigv. 4, 58, 1-4.
[248]

19.26 Der vor den Göttern schon war da zu Anfang,

Der Herr des Alls, Rudra, der grosse Weise,

Der selbst entstehen sah Hiraṇyagarbha,

Der Gott begabe uns mit einem treuen Gedächtnis.


20.27 Höher als der nichts andres ist vorhanden,

Nichts Kleineres und nichts Grösseres, was auch immer,

Als Baum im Himmel wurzelnd steht der Eine,

Der Purusha, der diese ganze Welt füllt.


21.28 Nicht durch Werk, Kinder, Reichtum, – durch Entsagung (tyâga)

Unsterblichkeit von einzelnen erlangt ward.

Jenseits vom Himmel und in Herzens Tiefen,

Was dort erglänzt, darein gehn ein die Büsser.


22.29 Die der Vedântalehre Sinn ergriffen,

Entsagungsvoll, die Büsser, reinen Wesens,

In Brahman's Welt zur letzten Endzeit werden

Vom Unzerstörbaren30 erlöset alle.


23.31 Das kleine übelfreie Haus des Höchsten,

Die Lotosblüte in der Leibstadt Mitte,

Darin ein kleiner Raum, ein kummerloser,

Was in dem ist, das hat man zu verehren.


24. Der heil'ge Laut, mit dem anfängt

Der Veda, und mit dem er schliesst,

Den überragt, wenn er hinschmilzt

In Prakṛiti, Maheçvara.32

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 247-249.
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