I. Die Çikshâvallî.

[214] Der Name çikshâ (1. Unterricht im allgemeinen, 2. der erste Unterricht, d.h. der über Aussprache und Betonung der Laute) ist wohl von dem ersten Abschnitte (Anuvâka 2) entnommen, welcher andeutungsweise den Unterricht in der Phonetik behandelt, passt aber seinem weitern Sinne nach auf die ganze Vallî, sofern die verschiedenen Abschnitte derselben vorwiegend eine Beziehung auf die Schulpraxis zeigen; teils sind es Gebete oder Segenswünsche, wie sie beim Unterrichte von den Schülern und vom Lehrer zu sprechen waren, teils Ermahnungen des Lehrers an den ausscheidenden Schüler, und zwischendurch allegorische Ausdeutungen über die samhitâ's (Buchstabenverbindungen), die vyâhṛiti's (die Laute bhûr, bhuvaḥ, svar) und den praṇava (den heiligen Laut om), wie sie auch in andern Vedaschulen den Übergang von der rituellen zur philosophischen Belehrung zu bilden pflegen. Ein engerer Zusammenhang der einzelnen Teile ist nicht zu erkennen, wiewohl die Wiederholung des Eingangsgebetes (unter den entsprechenden Abänderungen) als Schlussgebet auf einen solchen hinzudeuten scheint. Wir sondern die einzelnen Abschnitte, indem wir versuchen, ihre Bestimmung vermutungsweise zu ermitteln.

Quelle:
Sechzig Upanishads des Veda. Darmstadt 1963 [Nachdruck der 3. Aufl. Leipzig 1921], S. 214.
Lizenz: